»Hand des Teufels« im Spiel

Ghana scheitert gegen Uruguay und scheidet als letztes afrikanisches Team aus

  • Wolfgang Müller und Christian Kunz, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Nelson Mandela tröstete Ghanas »Black Stars« nach dem traurigen WM-Aus bei einem gemeinsamen Abendessen, die Himmelblauen feiern ihre Wiederauferstehung und die »Hand des Teufels«. Erstmals seit 40 Jahren steht Uruguay wieder im Halbfinale einer WM – auch wenn der Weg ins Halbfinale gegen die Niederländer am Dienstag hitzige Debatten ausgelöst hat.

War die Tat des uruguayischen Top-Torjägers Luis Suarez Gottes Werk oder Teufels Beitrag? Mit seinem Handspiel auf der Linie rettete der Angreifer sein Team ins Halbfinale. »Das war es wert, hinausgestellt zu werden«, sagte der Ajax-Stürmer nach dem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen gegen Ghana und konnte sich die Anspielung auf das Handtor von Diego Maradona 1986 bei der WM in Mexiko nicht verkneifen. »Am Ende ist die Hand Gottes jetzt meine.«

Ghanas Asamoah Gyan knallte den Strafstoß in der letzten Minute der Nachspielzeit an die Latte. Die FIFA sperrte Luis Suarez nur für ein Spiel. »Ich musste es tun. Ich habe es getan, damit meine Mitspieler das Elfmeterschießen gewinnen konnten. Es gab keine andere Möglichkeit«, so der 23-Jährige. Mit der milden Strafe bestärkte die FIFA den Sünder. Nicht alle schlossen sich dem an. »Die Hand des Teufels«, schrieb Südafrikas »Sunday Times«. Ghanas Trainer Milovan Rajevac sprach von einer »sportlichen Ungerechtigkeit«.

Ohne das Handspiel hätte der Kopfball von Dominic Adiyiah die Linie überschritten, Ghana hätte 2:1 gewonnen und wäre als erstes Team Afrikas in ein WM-Halbfinale eingezogen. So aber setzten sich die Südamerikaner im Elfmeterschießen dank ihrer Nervenstärke, der schwachen Schüsse von Kapitän John Mensah und Adiyiah und des frechen finalen Lupfers von Sebastian Abreu durch und kämpfen um den Finaleinzug.

Gegen »Oranje« aber wird nicht nur Suarez fehlen. Mittelfeldspieler Nicolas Lodeiro zog sich einen Knochenbruch im rechten Fuß zu. Diego Lugano musste wegen einer Bänderverletzung im Knie früh ausgewechselt werden. Verteidiger Diego Godin ist wohl nicht rechtzeitig fit, Jorge Fucile gelb-gesperrt. Doch die »Urus« haben schon mehr erreicht als erwartet und erhofft. In dem 3,5-Millionen-Staat zogen die Menschen singend und tanzend durch die Straßen. Ausgerechnet an dem Tag, als Rekordweltmeister Brasilien scheiterte, erreichte Uruguay wieder das Halbfinale einer WM.

Das afrikanische Wunder agegen blieb aus. »Afrika bricht das Herz«, schrieb die »New Times« aus Ruanda. Dem Halbfinale so nah, zerschellte der Traum an einer Torlatte.

Nach dem Abendessen beim früheren Präsidenten Südafrikas fanden die geschlagenen Ghanaer allmählich wieder aufrichtende Worte. »Wir haben sehr junge Spieler. Deshalb habe ich als Ziel immer Brasilien 2014 im Blick gehabt. Dort sollten wir eine sehr starke Mannschaft haben«, sagte Ghanas Fußball-Legende Abedi Pele. Trainer Rajevac traut seinem jungen Team eine »aufregende und strahlende Zukunft« zu.

Uruguay: Muslera - Maxi Pereira, Lugano (38. Scotti), Victorino, Fucile - Arévalo - Pérez, A. Fernández (46. Lodeiro) - Forlán - Cavani (76. Abreu), Suárez.

Ghana: Kingson - Pantsil, Vorsah, John Mensah, Sarpei - Annan - Inkoom (74. Appiah), Asamoah, Boateng, Muntari (88. Adiyiah) - Gyan.

Tore: 0:1 Muntari (45.+2), 1:1 Forlán (55.). Elfmeterschießen: 1:0 Forlán, 1:1 Gyan, 2:1 Victorino, 2:2 Appiah, 3:2 Scotti, John Mensah gehalten, Maxi Pereira verschossen, Adiyiah gehalten, 4:2 Abreu. Rot: Suárez (120.+1/Handspiel). Schiedsrichter: Benquerença (Portugal). Zuschauer: 84 017.

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