Mission 2014 ohne Dunga
Der nächste WM-Gastgeber sucht Nachfolger für den entlassenen Trainer
Das Rennen um das gefühlt wichtigste Amt Brasiliens ist offiziell eröffnet: Gesucht wird ein neuer Fußball-Nationaltrainer, der die Seleção auf die WM 2014 im eigenen Land vorbereiten und dort mit möglichst viel spielerischem Flair zum sechsten Titel führen soll. Nach der Entlassung von Coach Carlos Dunga ist die Nachfolgedebatte längst entbrannt. Genannt werden Leonardo, zuletzt Coach beim AC Mailand, und der derzeitige Corinthians-Trainer Mano Menezes. Aber es ist vor allem ein Name, der auf die leidenden Fans fast messianische Wirkung hat: »Felipão« Scolari.
Alle Augen sind auf Luiz Felipe Scolari, »o Felipão« (den Großen Felipe), gerichtet, den Weltmeistertrainer von 2002. Der charismatische 61-Jährige ist nach seinem Ausstieg beim usbekischen Meisterklub Bunyodkor Taschkent derzeit als TV-Kommentator in Südafrika engagiert und steht eigentlich schon beim brasilianischen Erstligaklub Palmeiras São Paulo fest im Wort. Eine Entscheidung soll noch diesen Monat fallen.
Nach dem enttäuschenden Viertelfinalaus in Südafrika feuerte der mächtige Verbandspräsident Ricardo Teixeira den umstrittenen Dunga und erstickte so schon im Ansatz eine aufkeimende Diskussion über eine mögliche Verlängerung von dessen Amtszeit. Es waren wohl Äußerungen Dungas und seines Assistenten Jorginho nach der Rückkehr nach Brasilien, die den in Johannesburg weilenden Teixeira zum Hörer greifen ließen.
Hatte Dunga nach dem 1:2 gegen Holland noch selbst seinen Rückzug angedeutet, waren seine Aussagen nach dem Rückflug deutlich schwammiger. Erst werde er sich ausruhen und dann in ein, zwei Wochen mit Teixeira darüber reden, sagte er. Das ging CBF-Chef Teixeira offenbar gegen den Strich und er funkte dazwischen.
Dunga war zwar in Brasilien nie der große Sympathieträger, hatte sich aber durch Erfolge Respekt verschafft. Brasilien gewann 2007 die Amerika-Meisterschaft (Copa América) und 2009 den Confederations-Cup. Dungas Bilanz kann sich sehen lassen: Unter seiner Regie feierte die Seleção in 60 Spielen 42 Siege, bei zwölf Unentschieden und nur sechs Niederlagen. Trotzdem sprach Teixeira ein Machtwort – und hofft nun auf Scolari.
Eine Entscheidung drängt, denn im August schon steht das nächste Freundschaftsspiel an. Es ist eine Schicksalsfrage, die Brasilien möglicherweise stärker emotional aufrührt, als die anstehende Präsidentschaftswahl im Oktober. »Wir sind ein Volk von 190 Millionen Trainern«, charakterisiert Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva seine Landsleute. Unter 190 Millionen sollte sich ein Nationaltrainer finden lassen, der Brasilien bei der Mission 2014 wieder Hoffnung macht auf den sechsten WM-Titel.
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