Der Landwirt mit den Waben

Eine der größten Imkereien Berlins betreibt Michael Gütt in Weißensee/»Tage der offenen Tür«

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Imker Gütt bei der Ernte
Imker Gütt bei der Ernte

In diesen Tagen herrscht bei Michael Gütt Hochsaison: Er führt in Weißensee eine der größten Imkereien Berlins und hat mit seinen acht Millionen Bienen jede Menge zu tun. Traditionsgemäß lädt er Mitte Juli zu zwei »Tagen der offenen Tür«.

Der Weg zum Schleuderraum führt durch den Garten des Imkers. Vorbei an bunt blühenden Pflanzen, an Kiwis und Zitronen, vielen Büschen und Bäumen, die normalerweise in mediterranen Gefilden gedeihen. Aber ganz offensichtlich hat Michael Gütt auch dieses Hobby gut im Griff. Mal sehen, was sich daraus noch entwickelt, schließlich fing er mit dem Imkern auch ganz zufällig und zunächst nur hobbymäßig an.

Das war vor einigen Jahren, als er die Tochter eines Imkers kennen lernte. Gütt durfte den erfahrenen Meister begleiten, war fasziniert und beeindruckt. Irgendwann holte er sich seine ersten Bienenvölker, experimentierte, studierte und eignete sich viel Wissen an. Wie wichtig die fleißigen Tierchen für die Bestäubung der Blüten sind, merkte er sofort auf dem eigenen Grundstück. Gleich im ersten »Bienenjahr« trugen seine Obstbäume und auch die der Nachbarn so viele Früchte wie nie zuvor.

Fünf Jahre ist das jetzt her. Inzwischen übernahm er die Imkerei des befreundeten Seniors und machte aus seinem neuen Hobby einen zukunftsträchtigen Beruf: Als Landwirt mit der Spezialisierung Imker gehört er zu den rund 640 Bienenfachkundigen der Hauptstadt. »Es ist eine sehr spannende Aufgabe mit den kleinen Lebewesen zu arbeiten, sie heranzuziehen und letztendlich von ihrem Fleiß zu profitieren«, sagt der 44-Jährige.

16 Stunden ist Imker Gütt in der Hauptsaison auf den Beinen: Steht kurz vor 5 Uhr auf und fährt raus zu seinen Völkern. Er untersucht die Magazine, die verteilt in Kleingartenanlagen am nördlichen Berliner Stadtrand stehen. Gegen Mittag kommt er dann mit gut gefüllten Waben zurück. »Wenn es aus den Rähmchen, in denen die Bienenwaben stecken, nicht mehr tropft, ist der Honig fertig«, erklärt Michael Gütt.

Im hellen, praktisch eingerichteten Schleuderraum wird die klebrige Masse sofort verarbeitet. Gemeinsam mit Jutta Heine nimmt er die vielen schmalen Rahmen aus den Holzkisten. Erst nach dem Wachs-Abschaben kommen die Waben in die Schleuder. Zehn Minuten dauert es, bis der Honig vollständig in einer Kanne landet. Darauf folgt die Kostprobe und Gütt erklärt, dass es mit dem Honig so ein bisschen wie mit dem Wein sei: »Jeder Jahrgang ist anders.« Durch den kühlen Frühling sei jetzt alles vier Wochen später.

Gütt und seine Kollegin erkennen auch am Farbton sofort die Sorte. Ein bisschen grünlich schimmernd sei der Kornblumenhonig, wollweiß-milchig der vom Raps und Akazienblüten sorgen für ein goldiges Aussehen.

Gestapelt und ordentlich sortiert stehen die prall gefüllten Gläser im Hofladen. Kerzen in verschiedenen Formen drängeln sich in den Regalen. Ein Duftgemisch aus Honig und Wachs liegt in der schwül-warmen Luft. Doch das Arbeiten bei offener Tür funktioniert nicht – denn der aufdringliche Geruch lockt die Bienen an.

In diesen Tagen besuchen den Imker vor allem Ferien- und Kitakinder. Sie hören gespannt die Ausführungen des Chefs und dürfen auch selbst an der Schleuder-Kurbel drehen.

Vielleicht findet dabei der eine oder andere Gefallen am Imkern. »Denn der Branche fehlt der Nachwuchs«, betont Gütt.

»Tage der offenen Tür« mit Verkostungen am 17. und 18. 7. ab 14 Uhr in der Imkerei Gütt, Straße 210 Nr. 9, 13086 Berlin.

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