Späte Erfüllung

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

Lange hingen die CDU-Plakate, ohne dass ihre späte Erfüllung zu ahnen gewesen wäre. Seit dieser Woche stimmen sie nun. »Wir haben die Kraft«, hatten die Christdemokraten vor der Bundestagswahl versprochen, aber danach ob ihrer Regierungstätigkeit daran immer wieder Zweifel aufkommen lassen. Und jetzt haben sie nicht nur die Kraft in Gestalt von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore am Hals – sondern zugleich ihre Bundesratsmehrheit verloren.

Glück kommt selten allein. Das muss die Kanzlerin auch in ihrer Partei erfahren. Wurde sie erst für den Schachzug gelobt, ihren Konkurrenten Christian Wulff ins Schloss Bellevue gehievt zu haben, zeigt sich nun der Pferdefuß. Als CDU-Chefin muss Angela Merkel bis zum Parteitag im November nach Ersatz für drei der vier bisherigen Stellvertreter Ausschau halten. Der Hesse Roland Koch hat ihr den Bettel vor die Füße geschmissen, Jürgen Rüttgers kam ihr durch die Abwahl in NRW abhanden und den Niedersachsen Wulff hat sie höchstselbst entsorgt. Auch Dieter Althaus, Merkels einstiger Intimus aus Thüringen, verließ inzwischen die politische Piste und wedelt jetzt bei der Wirtschaft – was ihm vermutlich mehr Geld einbringt, ihn aber nicht mehr fürs CDU-Präsidium prädestiniert. Und als wären der Abgänge nicht genug, mehren sich Zeichen, dass Ole von Beust demnächst als Hamburgs Bürgermeister aufgibt. Sieht so aus, als müsste die CDU bald mit dem Konterfei der Kanzlerin plakatieren: »Ich suche Personal«.

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