Quadratkreiser

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Tag nach seiner Vereidigung zeigte sich der neue NRW-Finanzminister optimistisch: »Beim Haushalt kriegt man Mehrheiten hin«, prophezeite Norbert Walter-Borjans gestern. Er muss das betonen, es ist nicht selbstverständlich. Schließlich ist der Sozialdemokrat oberster Kassenwart einer rot-grünen Landesregierung, der eine Stimme zur Landtagsmehrheit fehlt – und manche Million.

Politik, Wirtschaft, Politik, Wirtschaft, Politik: Des Kölners Lebenslauf ist für deutsche Verhältnisse eher untypisch. Aufgewachsen in Meerbusch. Vater Schreiner, Mutter Schneiderin. Pfarrjugend, Pfadfinder. VWL-Studium in Köln und Bonn. Promotion. 14 Jahre arbeitete er in der Staatskanzlei von Ministerpräsident Johannes Rau. Seine Themen: Wirtschaft, Haushalt und Finanzen. Regierungssprecher unter Raus Nachfolger Wolfgang Clement. Wirtschaftsstaatssekretär im Saarland und in NRW. Seit 2006 Wirtschaftsdezernent, zeitweilig auch Kämmerer der Stadt Köln. Dazwischen Intermezzi in der Privatwirtschaft, so als PR-Berater. Er komme »aus dem Marketing«, sagt der 57-Jährige über sich.

Vielen galt Walter-Borjans als heißer Anwärter auf das neue Superministerium für Wirtschaft, Energie und Infrastruktur. Stattdessen muss er nun den geplanten Rekordschulden-Haushalt rechtfertigen: »In allen Bereichen, in denen ich in die Zukunft investiere, ist auch eine höhere Netto-Verschuldung gerechtfertigt.« Ob der klammen Landesfinanzen spricht er von einer Quadratur des Kreises: »Wir müssen verantwortungsbewusst mit dem Budget umgehen, aber auch die wichtigen Aufgaben des Landes erfüllen.«

Keynesianischen Ideen zur Ankurbelung der Wirtschaft ist Walter-Borjans eher abgeneigt. Im Januar 2009 – die Wirtschaftskrise nahte – verkündete der Kölner Wirtschaftsdezernent Walter-Borjans: Die Stadt könne nur einen »überschaubaren Beitrag zur Konjunkturbelebung leisten«; trotz unerwartet guter Kassenlage. Man müsse »genau hinsehen, was schnell wirkt und was verpufft und dann nur Haushaltslöcher hinterlässt«. Er setzte auf die »private Nachfrage« – mit der leicht schwachbrüstigen Begründung, dass »die Konsumenten im Weihnachtsgeschäft geradezu eine Antikrisenmentalität« gezeigt hätten.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.