- Sport
- Personalien
El Pistolero
Alberto Contador - der Spanier hat zum dritten Mal die Tour de France gewonnen.
Er bezeichnet sich selbst als »el Pistolero«, als Held der Schießeisen. Für den Straßenradsport mag das ja stimmen, dort ist der radelnde Revolverheld derzeit kaum zu besiegen, im Wilden Westen allerdings hätte er so seine Probleme gehabt mit seinen Überlebenskünsten – nimmt man seinen Auftritt vom Sonnabend zum Maßstab. Da nämlich, als das Zeitfahren bei der Tour de France vorüber war, und Alberto Contador erneut das Gelbe Trikot des Gesamtführenden überstreifen konnte – in dem Wissen, dass er es auf der Schlussetappe tags darauf gen Paris, auf der traditionell ein Nichtangriffspakt gilt, nicht mehr verlieren wird –, da zog Contador, der Pistolero, zum Jubeln wie gewohnt seinen imaginären Colt aus der Hosentasche, seine bekannte Siegerpose. Nur diesmal zitterte er dabei so sehr, dass er damit wohl auf zwei Meter Entfernung nicht mal einen Regenschirm getroffen hätte. Contador war überwältigt. Ein emotionaler Ausbruch, wie man ihn von dem Spanier so nur ganz selten zu sehen bekommt.
Alberto Contador, 27, geboren in Madrid, gilt gewöhnlich als scheuer Typ, als verschlossen. Auf dem Rennrad dagegen mimt er gern den bösen, zähen Pedalenterrier. Auf diese Weise hat er nach 2007 und 2009 seinen dritten Toursieg errungen. Es scheint, als könne er den Radsport auf Jahre dominieren, so wie einst Lance Armstrong, der Contador bereits vor einiger Zeit als »unglaubliches Talent« geadelt hat. Contador war 19 Jahre alt, als er 2002 die spanische U23-Meisterschaft im Zeitfahren gewann. Im Jahr darauf wurde er Profi, und er wurde ein Gewinner. Neben seinen Tourerfolgen hat er sich bereits einen Sieg beim Giro d'Italia und bei der Spanien-Rundfahrt »Vuelta«, beide 2008, in seine beachtliche Erfolgsvita meißeln können.
Contador ist einer, der geschätzt wird für seine Erfolge, die Sympathien und Herzen aber fliegen ihm nicht im Überfluss zu – außer in seiner spanischen Heimat. Das mag auch daran liegen, dass sein Leumund nicht der beste ist. Contador soll Kunde des spanischen Blutpanschers Eufemiano Fuentes gewesen sein. In dessen Kundenkartei tauchten seine Initialen AC auf. Contador hat das nie glaubhaft widerlegen können. Lieber fuchtelt er ohnehin mit Daumen und Zeigefinger. Christian Heinig
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.