Kräftig gespart und viel eingenommen

Konzern erholt sich von der Konjunkturflaute

  • Erich Preuß
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Bahn ist mit den Ergebnissen des ersten Halbjahres 2010 zufrieden. Vorstandschef Rüdiger Grube gab bei der Vorstellung der Bilanz am Mittwoch in Berlin einen erheblichen Zuwachs bei Umsatz bekannt.

Im ersten Halbjahr 2010 hat sich der Umsatz des DB-Konzerns gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um mehr als 1,8 Milliarden Euro auf 16,1 Milliarden Euro erhöht – ein Plus von 12,8 Prozent. Das operative Ergebnis ist um 26,1 Prozent auf 846 Millionen Euro gestiegen. Der Zuwachs sei nicht allein auf die anziehende Konjunktur zurückzuführen, erklärte DB-Vorstandschef Rüdiger Grube gestern vor Journalisten: »Mit den Maßnahmen zur Verbesserung unserer Kostenstrukturen haben alle Führungskräfte und Mitarbeiter wesentlich zu diesen guten Zahlen beigetragen.« Es ist demnach viel gespart worden bei dem Konzern.

Unter dem Strich blieb der Gewinn mit 392 Millionen Euro unter den 547 Millionen Euro des Vorjahreszeitraums zurück, als es hohe Sondereffekte gab.

Für das Gesamtjahr peilt der Konzern an, das Vorjahres-Überschuss von 1,69 Milliarden Euro zu übertreffen. Der Umsatz soll die Marke von 32 Milliarden Euro erreichen – den geplanten Kauf des britischen Transporteurs Arriva nicht einbezogen. Was die deutschen Fahrgäste durch den Arriva-Kauf gewinnen, erklärte am Mittwoch indes niemand plausibel. Bis zum Jahresende erwartet Bahn-Finanzvorstand Richard Lutz ein Umsatzplus von etwa 5 Prozent für den Konzern.

Gegenüber dem ersten Halbjahr 2009 hat sich die Zahl der Reisenden in den Zügen und Autobussen der Deutschen Bahn um 13,3 Millionen auf 1,36 Milliarden erhöht. Doch im Schienenpersonenverkehr fehlten 954 Millionen Fahrgäste. Das Plus im Fernverkehr ist teilweise auch der Vulkanasche-Wolke geschuldet, die von Island aus über Europa zog und die viele Reisende dazu zwang, vom Flugzeug auf die Bahn umzusteigen. Demgegenüber steht ein Rückgang von 4 Millionen Reisenden im Nahverkehr – denn immer öfter gewinnen andere Anbieter die Ausschreibungen dafür.

Der Schienengüterverkehr ist im ersten Halbjahr um 58 Millionen Tonnen auf 203 Millionen Tonnen gewachsen. Dies sollte jedoch nicht zu falschen Schlüssen führen: Im Jahr 2009 war der Güterverkehr auf 145 Millionen Tonnen eingebrochen. Die bahneigene Spedition Schenker fuhr im ersten Halbjahr 2010 mit Lastkraftwagen über 39 Millionen Tonnen Güter, 5 Millionen Tonnen mehr als 2009. Sie profitierte von der weltweiten Konjunkturerholung. Unter den Verkehrsträgern bleibt die Bahn damit trotzdem weiter das kleine Gewicht.

Erst im September will der Vorstand »weitere Schritte unserer Kunden- und Qualitätsoffensive« vorstellen. Dann sollen auch mögliche Fahrpreiserhöhungen bekanntgegeben werden. »Ich möchte der Anwalt der Kunden sein, ich muss aber auch ein Unternehmen lenken«, betonte Rüdiger Grube und deutete damit schon an, dass das Bahnfahren bald noch teurer werden könnte. Die vielfältigen Pannen im Fernverkehr würden dabei »sicherlich in irgendeiner Form bei der Entscheidung« einbezogen.

Im Oktober soll ein ICE-3-Testzug der Deutschen Bahn nach London fahren. Bisher hatten sich die Betreiber des Euro-Tunnels unter dem Ärmelkanal aus Sicherheitsgründen dagegen gesträubt. Grund: Im ICE-3 können Reisende nicht auf der gesamten 400-Meter-Länge durchlaufen.

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