Die persönliche Energiewende

Echter Ökostrom ist oft preiswert und beschleunigt den Atomausstieg

  • Marko Ferst
  • Lesedauer: 3 Min.
CDU-Umweltminister Röttgen strebt an, bis Mitte des Jahrhunderts Strom vollständig aus regenerativen Energien zu gewinnen. Die Grünen wollen möglichst schon 2030 so weit sein, die LINKE spricht von »mittelfristig«. Doch im eigenen Haushalt lässt sich Strom aus solaren Quellen sofort einspeisen. Dazu muss man weder Jahrzehnte warten noch Spitzenverdiener sein.

Inzwischen beziehen zwei Millionen Haushalte in Deutschland Ökostrom, 150 000 kleine und mittelständische Betriebe kommen dazu. Und der Anteil steigt rapide. In den meisten Regionen Deutschlands entlastet man mit dem Wechsel die eigene Haushaltskasse, wenn man bislang Kohle- und Atomstrom von den vier großen Energiekonzernen bezogen hat.

Seit 2006 schlossen sich 21 Umwelt- und Verbraucherverbände zusammen, um bundesweit den Umstieg auf Ökostrom zu propagieren. Auf ihrem Webportal zum Stromwechsel sind vier Anbieter verzeichnet. Beim Preis die Nase vorn hat das Unternehmen Naturstrom, gefolgt von Lichtblick. Erstere garantieren für ein Jahr Stabilität. Weitere Ökoanbieter sind die EWS Schönau und Greenpeace Energy. Die Ummeldung läuft inzwischen reibungslos, der neue Anbieter kümmert sich um alles. Man muss nur die Vertragsunterlagen ausfüllen mit Angabe der Zählernummer. Der regionale Anbieter kommt den aktuellen Zählerstand ablesen. Unter den Webangaben von Grüner Strom Label e.V. ist es möglich, auch von Umweltverbänden zertifizierte regionale Unternehmen auszuwählen.

Inzwischen gibt es ca. 250 Ökostromanbieter. Hinter manchem grünen Angebot stecken aber nach wie vor E.on, Vattenfall, EnBW und RWE, die auch direkt Ökotarife anbieten. Wurde Naturstrom 1998 von Umweltschützern u.a. aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deuschland heraus gegründet, so ist Naturenergie eine Tochter von EnBW. Wer den Atomausstieg will, sollte denn auch die Angebote der vier großen Energiekonzerne meiden, die gerade dies zu verhindern trachten. Besser ist es, auf Unternehmen zu setzen, die eigentumsrechtlich nicht mit der Lobby für Kohle und Atom verknüpft sind. So sind auch viele Stadtwerke keine Alternative.

Nicht selten wird sogenannter RECS-zertifizierter Ökostrom verkauft. Diese Zertifikate ermöglichen Energieversorgern ökologische Angebote, ohne jedoch selbst diesen Strom zu produzieren. So werden fossile Quellen veredelt, indem Energie auf dem Papier aus Norwegens Wasserkraftwerken gekauft wird. Eine neue Windanlage oder weitere Solarpaneele werden so nicht installiert.

Insofern bleibt es wichtig, reine Ökostromanbieter zu nutzen, die Energie zu einem erheblichen Anteil aus neuen Anlagen beziehen und die in solche investieren.

Bei Naturstrom setzt sich der Energiemix zu 51 Prozent aus Wasserkraft, 48,7 Prozent aus Windkraft und 0,3 Prozent aus Fotovoltaik zusammen. Bei Lichtblick sieht der Mix mit 70 Prozent Wasserkraft und viel Biomasse schon wieder anders aus. Naturstrom weist eine Karte mit über 160 Neubauprojekten für erneuerbare Energien in Deutschland aus, in die das Unternehmen investierte. 2,5 Cent pro Kilowattstunde gehen in den Neubau, ein Spitzenplatz.

Wer weiter seinen konventionellen Strom nutzt, baut im Schnitt zu über 41 Prozent auf Kohle, 25 Prozent Atom und 17 Prozent Gas und Öl. Den Anbieter wechseln ist kein kleiner Schritt mit großer Wirkung zu 100 Prozent erneuerbarer Energie. Im Dreipersonenhaushalt des Autors beträgt die Ersparnis gegenüber dem regionalen Anbieter Edis über 100 Euro im Jahr.

Mehr Informationen unter:

www.atomausstieg-selber-machen.de

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