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Sprücheklopfer beim Üben
Silvia Ottow findet die Durchsagen auf U- und S-Bahnhöfen spannend
Als ich gestern morgen auf dem U-Bahnhof Weberwiese ausstieg, traute ich meinen Ohren kaum. Eine Frauenstimme flötete: »Sehr geehrte Fahrgäste! Wir wünschen Ihnen einen Guten Morgen!«. Jetzt kommt irgendeine Hiobsbotschaft, dachte ich. Nie wieder fährt eine U-Bahn von hier oder die Türen der Waggons müssen aus technischen Gründen während der Fahrt für vier Wochen offen bleiben. Aber es folgte der unglaubliche Satz: »Der Zugverkehr auf allen Linien ist derzeit planmäßig.« Nach einem Knacken war es still. Ich überlegte, ob ich noch ein bisschen planmäßig hin- und herfahren sollte. Wann hat man das schon...
Vor einigen Tagen wurde auf dem S-Bahnhof Prenzlauer Allee angesagt: »Wegen mutwilligen Zerstörens der Signalanlagen ist der Zugverkehr unregelmäßig.« Ich fragte mich, ob ich im Chaoswinter der S-Bahn etwas nicht mitgekriegt hatte. Gab es damals schon die Durchsage: »Wegen böswilliger Unterlassung von Wartungsarbeiten durch das Bahnmanagement fährt die S-Bahn seit Wochen unregelmäßig?«
Jedenfalls freue ich mich über die Einstellung der Sprücheklopfer in der Berliner Beförderungsindustrie, auch wenn sie vorläufig noch am Üben sind. Vielleicht heißt es ja schon morgen: »Guten Tag, liebe Fahrgäste, heute bitten wir Sie, vorsichtig zu sein, denn die Treppe ist kaputt und wir können sie nicht reparieren, bevor wir nicht eine saftige Fahrpreiserhöhung durchgesetzt haben.«
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