Untertauchen ausgeschlossen

Schwimm-EM: Paul Biedermann steht privat und sportlich im Fokus der Öffentlichkeit

  • Jörg Soldwisch, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Feiert heute seinen 24. Geburtstag: Der Doppel-Weltmeister Paul Biedermann vom SV Halle Fotos: dpa
Feiert heute seinen 24. Geburtstag: Der Doppel-Weltmeister Paul Biedermann vom SV Halle Fotos: dpa

Längerer Bart, kürzere Hose, größerer Druck: Seit seinem Sieg über den »Außerirdischen« Michael Phelps bei den Schwimm-Weltmeisterschaften 2009 in Rom hat sich im Leben von Paul Biedermann vieles verändert. Er steht nicht nur privat wegen seiner Beziehung mit Olympiasiegerin Britta Steffen im Fokus der Öffentlichkeit, sondern auch sportlich. Bei der Europameisterschaft in Budapest erwarten alle einen erneuten Doppelsieg des Hallensers, der an diesem Samstag seinen 24. Geburtstag feiert.

»Der Jäger ist jetzt der Gejagte. Ich bin selbst gespannt zu sehen, wie ich damit umgehen kann. Vielleicht ist es eine wichtige Lehre im Hinblick auf Olympia 2012 in London«, sagt Biedermann, für den es bei der Europameisterschaft in Ungarn am Montag erstmals ernst wird, wenn die Beckenwettbewerbe beginnen.

Auf der Margareteninsel will der Doppelweltmeister Gold über 200 und 400 m aus dem Wasser fischen. Die Form jedenfalls stimmt. »Ich merke im Training schon, dass ich gut drauf bin. Auch die Laktatwerte sprechen für sich«, sagt der Weltrekordler, der dem Startschuss der Wettbewerbe förmlich entgegenfiebert. »Das ganze Gerede im Vorfeld nervt ein bisschen, jetzt muss es auch mal endlich losgehen.«

Biedermann hat sich gewissenhaft vorbereitet. Durch das Verbot der Ganzkörperanzüge sei eine »völlig neue Situation« entstanden, erklärt der Olympia-Fünfte. Die knielangen Badehosen, die sogenannten Jammers, verlangen einen anderen Schwimmstil. »Der Schmerz holt dich viel früher ein«, sagt der deutsche Ausnahmeschwimmer.

Etwa vier Kilogramm Körpergewicht hat Biedermann abgespeckt, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, denn die Konkurrenz schläft nicht und wird immer jünger. Der erst 18 Jahre alte Franzose Yannick Agnel zum Beispiel liegt mit seiner Jahresbestzeit über 400 m Freistil (3:46,26 Minuten) deutlich vor Biedermann (3:48,77). »Wir werden uns einen guten Kampf liefern«, sagt Biedermann, der auch optisch mit einem Vollbart angriffslustig wirkt.

Im Duell Mann gegen Mann, das durch den Wegfall der Rekordzeiten an Attraktivität gewinnt, sieht Trainer Frank Embacher seinen Schützling ganz vorne. »Cool, wie Paul die Rennen kontrolliert. Er läuft wie eine Nähmaschine, mal schneller, mal langsamer, aber jeder Stich sitzt«, sagte Embacher dem Nachrichtenmagazin »Stern«.

Unterstützung erhält Biedermann bei der EM von der Tribüne, wo seine Familie und Freundin Britta Steffen mitfiebern werden. Die Doppel-Olympiasiegerin von Peking und Doppel-Weltmeisterin von Rom hat auf ihren Start in Budapest wegen diverser Erkrankungen und Trainingsrückstands verzichtet und ist für die ARD als Expertin vor Ort. »Natürlich werde ich ihm die Daumen drücken, aber letztlich muss Paul alleine schwimmen. Dann werden wir sehen, was er drauf hat«, sagte Steffen.

Maurer holt Bronze

Bereits am Donnerstagabend hatte Langstreckenschwimmerin Angela Maurer aus Mainz über die 10-km-Distanz die Bronzemedaille gewonnen. Die 35-Jährige kam nur 1,5 Sekunden hinter Siegerin Linsey Heister aus den Niederlanden ins Ziel. Die zweite Deutsche, Nadine Reichert, ebenfalls aus Mainz, hatte mit der Entscheidung nichts zu tun und wurde Zehnte.

Ergebnis: 10 km Freiwasser Frauen: 1. Heister (Niederlande) 2:01:06,7 Std.; 2. Consiglio (Italien) 2:01:07,6; 3. Maurer (Mainz) 2:01:08,2.; ... 10. Nadine Reichert (Mainz) 2:01:32,4.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.