Gelingt der Gold-Hattrick auf Sand?
Beachvolleyball: Ab heute Europameisterschaften vor der Arena am Ostbahnhof in Berlin
»Die europäische Konkurrenz ist in den letzten Jahren viel, viel härter geworden«, sagt Beachvolleyballerin Sara Goller, die zusammen mit ihrer langjährigen Partnerin Laura Ludwig für Hertha BSC Berlin startet und mit ihr 2008 in Hamburg Europameisterin wurde. »Teams aus Österreich, Griechenland, der Schweiz, den Niederlanden, Finnland oder Tschechien haben sich in der Weltrangliste immer weiter nach vorn geschoben, aber wir beide wollen gerade bei der Heim-EM ein ganz großes Ding abziehen und uns erneut den Titel holen.«
Laura Ludwig nickt bestätigend mit dem Kopf und fügt dann mit einem Schmunzeln hinzu: »Es läuft momentan bei uns ganz gut. Ich weiß auch nicht warum.« Sie sind derzeit Weltranglistenfünfte und bestes europäisches Duo. Dreimal standen sie in diesem Jahr im Finale der World Tour. »Aber wir werden jetzt nicht leichtsinnig«, sagte Laura Ludwig einen Tag vor den heute vor der Arena am Ostbahnhof beginnenden Europameisterschaften, für die eigens 2500 Tonnen bester märkischer Sand aus Hartmannsdorf herangefahren worden sind.
Wie Sara Goller und Laura Ludwig bei den Frauen sind die wieder ins Rampenlicht zurückgekehrten Weltmeister Julius Brink (Leverkusen) und Jonas Reckermann (Köln) die Topfavoriten bei den Männern. Sie standen in dieser Beachsaison bei sieben Turnieren der World Tour sechsmal im Halbfinale und fünfmal auf dem Treppchen. Nur ein Sieg fehlt ihnen bisher.
Der gelang auch letztes Wochenende beim Grand Slam in Polen nicht, wo sie sich im Finale den US-amerikanischen Olympiasiegern Todd Rogers/Phil Dallhauser knapp geschlagen geben mussten. Aber es war hier ein glänzendes Comeback der beiden Sandwühler, die seit dieser Saison für den VC Olympia Berlin starten und die beide schon mal Europameister waren – allerdings mit anderen Partnern: Reckermann 2002 sowie 2004 mit Markus Dieckmann und Brink 2006 mit dessen Zwillingsbruder Christoph. Doch Brink und Reckermann mussten sieben Wochen lang aus Verletzungsgründen pausieren: Reckermann nach einem Meniskusschaden, Brink mit einem Innenbandriss. »So gesehen wäre es ein Traum für mich, vor eigenem Publikum Europameister zu werden«, blickt Julius Brink auf die EM-Tage in Berlin. Gute Erfolgsaussichten hat auch das zweite deutsche Topduo, die WM-Vierten David Klemperer/Eric Koreng (Hamburg), die kürzlich in Stavanger (Norwegen) ihren ersten internationalen Turniersieg feierten.
Der Gastgeber setzt übrigens auf das »Gesetz der Serie« und den Gold-Hattrick: Zweimal fanden Beachvolleyball-EM in Deutschland statt (2004 am Timmendorfer Strand, 2008 in Hamburg), und beide Male feierte man einen Titel!
Im Vorfeld dieser EM hat es allerdings mächtige Querelen gegeben. Es drohte sogar ein Boykott der deutschen Stars, der mittlerweile jedoch beigelegt wurde. Hintergrund ist der noch immer schwelende Streit zwischen dem Europäischen Verband CEV und dem Schweizer Vermarkter der Europatour GSM um ausstehende Preisgelder von den EM 2009 in Höhe von 300 000 Euro, darunter 20 000 Euro an deutsche Beacher. Inzwischen agiert als Vermarkter der EM 2010 eine deutsche Schwestergesellschaft von GMS, die Insolvenz anmelden musste.
DVV-Präsident Werner von Moltke versprach gestern in Berlin: »Die Preisgelder für diese EM sind gesichert. Ich werde mich auch mit aller Konsequenz dafür einsetzen, dass die Prämien des Vorjahres komplett an die Athleten fließen.«
Die fünf deutschen Männerteams
Julius Brink/Jonas Reckermann (Leverkusen/Köln)
David Klemperer/Eric Koreng (Hamburg/Kiel)
Alexander Walkenhorst/Kay Matysik (Wuppertal/Berlin)
Sebastian Dollinger/Stefan Windscheif (Kiel/Iserlohn)
Thomas Kaczmarek/Stefan Schneider (Rottenburg)
Die fünf deutschen Frauenteams
Sara Goller/Laura Ludwig (Hertha BSC Berlin)
Katrin Holtwick/Ilka Semmler (Essen)
Jana Köhler/Julia Sude (Hamburg/Friedrichshafen)
Stefanie Hüttermann/Anni Schumacher (Köln/Dresden)
Frederike Fischer/Julia Großner (Münchingen/Berlin)
Fakten und Zahlen um die EM
Starterfeld: jeweils 24 Männer- und Frauenteams, 21 sind direkt qualifiziert, drei erhalten eine Wildcard vom Europäischen Verband CEV.
Modus: sechs Gruppen mit je vier Teams in der Vorrunde; die Gruppenersten und -zweiten sowie die vier besten Drittplatzierten ziehen direkt in das K.o.-System (Achtelfinale) ein.
Preisgeld: jeweils 20 000 Euro (Erster), 15 000 Euro (Zweiter), 10 000 Euro (Dritter).
Titelverteidiger: Reinder Nummerdor/Richard Schil (Niederlande) und Inese Jursone/Inguna Minusa (Lettland).
Zeitplan: Mittwoch: 10.00 - 20.00 Vorrunde Frauen. Donnerstag: 10.00 - 20.00 Vorrunde Frauen und Männer. Freitag: 10.00 - 17.00 Vorrunde Männer, 10.00 - 12.00 Achtelfinale, 17.00 - 20.00 Viertelfinale jeweils Frauen. Sonnabend: 11.00 Halbfinale, 14.30 Finale jeweils Frauen, 10.00 - 14.00 Achtelfinale, 17.00 - 20.00 Viertelfinale jeweils Männer. Sonntag: 11.00 Halbfinale, 14.00 Finale jeweils Männer.
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