Agent von Polen ausgeliefert

Mossad-Mann hat wenig Probleme zu erwarten

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Einen Tag nach seiner Überstellung aus Polen ist ein mutmaßlicher Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad am Freitag in Köln gegen Kaution freigelassen worden. »Der Haftbefehl wegen Urkundenfälschung wurde im Einvernehmen zwischen Amtsgericht und Staatsanwaltschaft aufgehoben«, erklärte ein Kölner Oberstaatsanwalt. Damit kann sich der als Uri Brodsky auftretende Mann frei bewegen und auch Deutschland verlassen.

Angesichts des Mordfalles und seiner politischen Bedeutung ist das, was Uri Brodsky erwartet, eine Lappalie. Er wird in Deutschland nur wegen Falschbeurkundung und Fälschung angeklagt werden. Die Staatsanwaltschaft legt sich selbst Ketten an.

Ihr Vorwurf lautet, Brodsky soll im Frühjahr 2009 einem Mossad-Agenten geholfen haben, beim Einwohnermeldeamt Köln einen deutschen Reisepass zu beantragen. Mit dem auf den Namen Michael Bodenheimer ausgestellten Dokument war einer der mutmaßlichen Mörder in Dubai kurz vor dem Anschlag ein- und wieder ausgereist. Da läge es nahe, dass man Brodsky vor allem wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und Beihilfe zum Mord anklagt.

Doch das würde die guten Beziehungen zwischen deutschen und israelischen Diensten beschädigen. Die sind nämlich seit Jahrzehnten fast exzellent: BND und Mossad leisten sich gegenseitig Vermittlerdienste. An diesem Geben und Nehmen soll sich nichts ändern, und daher hat das Kanzleramt offenbar einen Regieplan gebilligt, wie mit den »geringen Verfehlungen« von Brodsky umzugehen ist.

Generell ist das Verhalten der deutschen Regierung im Falle Dubai-Mord sehr zurückhaltend. Während die Verbündeten in London und Paris keinen Zweifel an der Täterschaft des Mossad äußern und daher die jeweiligen israelischen Botschafter einbestellten, verfügt Berlin angeblich über keinerlei Erkenntnisse. Was das Kanzleramt nicht daran hindert, mit dem internationalen Haftbefehl gegen Brodsky ein Zeichen nach Israel zu senden: Zieht uns nicht in eure »nassen Sachen« rein!

Tatsächlich ist die Art der »Bodenheimer«-Passbeschaffung schon ein Affront gegen die Hilfsbereitschaft des BND. Während andere Partner des Mossad nur ausgefüllte Pässe zur Nutzung an die israelischen Kollegen weiter- gaben und damit die Kontrolle über sie behielten, reichte der BND jahrzehntelang deutsche Blankopässe übers Mittelmeer.

Doch damit wird bald Schluss sein, denn, so merkt Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom an: Die neuen Dokumente mit biometrischen Angaben haben ein Gutes – sie erschweren es auch Geheimagenten, sich unkontrolliert durch die Welt zu bewegen.

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