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Eine Liga, die zum Sparen verpflichtet

Deutschlands Profiklubs wollen mehr von Fernsehvermarktung und Sportwetten profitieren

  • Mark Wolter
  • Lesedauer: 4 Min.
Der Ligaverband freut sich beim Kongress in Berlin über Rekorde bei Einnahmen und Zuschauern. Probleme und Verbesserungsbedarf gibt es für die deutschen Profiligen aber noch in vielen Bereichen.

Die Botschaft des Ligaverbandes auf der Generalversammlung in Berlin war klar: Dem deutschen Fußball geht es gut. »Wir haben sehr gesund wachsende Ligen mit neuen Rekorden«, sagte Präsident Reinhard Rauball, der sich gestern einstimmig für weitere drei Jahre wiederwählen ließ, und verwies auf die Bilanz. Die Vereine der 1. und 2. Fußball-Bundesliga nehmen zusammen mittlerweile mehr als zwei Milliarden Euro ein. Außerdem haben die Vereine schon über 460 000 Dauerkarten verkauft. »Die Liga ist auf einem glänzenden Weg«, sagte auch Theo Zwanziger, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Ganz so glänzend ist die Bilanz allerdings nicht. Nur ein Drittel aller 36 Erst- und Zweitligisten hat die vergangene Spielzeit mit einem Gewinn abgeschlossen. Vor zwei Jahren konnten noch zwei Drittel schwarze Zahlen vermelden. Jeder vierte Bundesligist beurteilt die aktuelle finanzielle Lage negativ, so eine Studie der Prüfungsgesellschaft »Ernst & Young«, die alle 34 Klubs befragt hat. Immerhin drei Viertel glauben aber, dass sich die Situation in der kommenden Saison verbessern wird.

Damit die Vereine künftig zum Sparen angehalten werden, hat sich der Ligaverband eine eigene »Schuldenbremse« auferlegt. Zusätzlich zur bisherigen Regel, keine weiteren Verbindlichkeiten aufzunehmen, verpflichteten sich die Mitglieder auf der Vollversammlung, zum schrittweise kontrollierten Abbau der Schulden. Um zehn Prozent müssen fortan alle Bundesligaklubs ihre Verbindlichkeiten pro Saison senken, die Zweitligisten um fünf Prozent. Werden die Auflagen nicht eingehalten, drohen Geldstrafen und möglicherweise sogar Punktabzüge zum Ende der Spielzeit.

Probleme bereitet den Klubs nicht nur die eigene wirtschaftliche Situation. Nach den finanziellen Krisenmeldungen bei »Sky«, dem mit etwa 240 Millionen Euro jährlich zahlungskräftigsten TV-Partner der Ligen, sorgt man sich um den wichtigsten Vermarktungsmarkt. Wolfsburgs Geschäftsführer Thomas Röttgermann hatte deshalb schon die Gründung eines eigenen Ligakanals gefordert: »Die Vereine sind stark genug, ein autonomes Bundesliga-Fernsehen auf die Beine zu stellen.« Einer solchen Idee erteilte Rauball gestern aber eine Absage. »Das ist momentan nicht in Planung«, stellte sich der Ligaverbandspräsident hinter den Premiumpartner, räumte aber ein, dass für die nächste Rechteperiode ab 2013 weniger Erlöse zu erwarten sein könnten.

Ob der deutsche Fußball dann noch im Pay-TV zu sehen sein wird, ist zumindest fraglich. Internetanbieter, die mit der Bundesliga als Plattform neue Produkte anbieten wollen, könnten auf den Markt drängen und viel höhere, strategische Preise zahlen – als Lockmittel für Nachfolgeangebote.

Allerdings gestaltet sich der deutsche, vom Kartellamt regulierte Markt schwierig. Anders als in England, wo Bezahlsender exklusivere Übertragungsrechte halten und dafür jährlich rund eine Milliarde Euro in die Kasse der Profiligen spülen, gilt Fußball hierzulande immer noch als »Allgemeingut«. Die dem Zuschauer zugute kommende starke Stellung der öffentlich-rechtlichen Sender würden die Profiklubs gerne gelockert sehen.

Eine weitere Baustelle, die für die Vereine viel Geld freilegen könnte, sieht der Ligaverband zudem in der Abschaffung des staatlichen Sportwettenmonopols. »Es kann nicht sein, dass der Fußball als Melkkuh gesehen wird«, sagte Rauball und forderte einen besseren Dialog mit der Politik. Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisierte das Monopol: »Ohne Fußball würde es Sportwetten nicht geben. Ich kann nicht begreifen, dass eine Finanzierungsmöglichkeit von drei Milliarden Euro in perverser Art und Weise durch Verbote auf 200 000 Euro heruntergerechnet wird.«

Während über künftige Einnahmequellen noch spekuliert wird, gibt es bei den sportlichen Erwartungen an die nahe Zukunft kaum Unklarheiten. Die Meisterschale, so sind sich fast alle Klubverantwortlichen sicher, kann trotz einiger namhafter Zugänge bei der Konkurrenz auch in diesem Jahr wieder nur der Ligakrösus hoch halten: der FC Bayern München.


Zahlen und Fakten

  • Auf Sparkurs bei Transfers hat sich die Bundesliga vor dem Start präsentiert. Die 18 Vereine haben bei ihrer Einkaufstour für die kommende Saison bislang 86,8 Millionen Euro für 158 Profis ausgegeben – rund 62 Millionen weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres (149,25).
  • Der teuerste Transfer des Sommers geht auf das Konto des VfL Wolfsburg. Der dänische WM-Verteidiger Simon Kjaer wechselte für zwölf Millionen Euro von US Palermo zu den Niedersachsen.
  • Die Deutsche Fußballliga kassiert in vier Jahren 1,65 Milliarden Euro für die Fernsehrechte der 1. und 2. Bundesliga.
  • Die meisten Dauerkarten hat erneut Borussia Dortmund verkauft – mit 51 000 soviel wie nie zuvor. Dahinter folgen Schalke 04 (40 000) und der FC Bayern München (37 600). Insgesamt sind es in der ersten Liga etwa 460 000, womit die Rekordmarke aus der vergangenen Spielzeit (rund 435 000) deutlich übertroffen wurde.
  • Torfabrik heißt der erste Einheitsball in der 47-jährigen Bundesliga-Geschichte, mit dem künftig gekickt wird.
  • Beim Trikotsponsoring beträgt das Gesamtvolumen in der 1. Bundesliga rund 131,5 Millionen Euro – von Flaute trotz Finanzkrise keine Spur. Der Rekord von 2009/10 (131,6) wird knapp verpasst. Krösus ist Bayern mit 20 Millionen Euro.
  • Mehr als 110 000 Jobs gibt es mittlerweile rund um den bezahlten Fußball.
  • Die Winterpause beginnt am 20. Dezember (Ende 17. Spieltag) und endet am 14. Januar.
  • Das Saisonfinale wird mit den Partien des 34. Spieltages am 14. Mai ausgetragen. ND
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