Wohlfühlproblem in München

Keiner will weg, keiner kommt – Meister Bayern eröffnet heute unverändert die Saison

  • Elisabeth Schlammerl, München
  • Lesedauer: 2 Min.
Louis van Gaal wirkt entspannt, kaum etwas scheint den Trainer des FC Bayern München vor dem heutigen Saisonauftakt gegen den VfL Wolfsburg zu stören. Er lächelt oft, selten erhebt er die Stimme, und auch die Kritik für den uninspirierten Pokalauftritt zu Beginn der Woche trug er gelassen vor. Im Verein herrscht eine fast schon unheimliche Ruhe – und das liegt vor allem an Louis van Gaal.

Es ist nicht mehr viel übrig vom Bild, das der Niederländer zu Beginn seiner Arbeit in München abgab. Sein Image hatte sich am Ende der vergangenen Saison komplett geändert. Aus dem strengen, sturen Fußballlehrer wurde das ausgelassene Feierbiest. Dass er ganz so locker wie nach den beiden Titelgewinnen nicht bleiben würde, war fast klar. Denn zu Beginn der Saison gibt es noch nicht viel zu feiern – mal abgesehen vom wenig bedeutsamen Sieg im Supercup gegen Schalke 04 vor knapp zwei Wochen.

Es scheint so, als ob der Trainer erst jetzt, in seinem zweiten Jahr in München, sein wahres Gesicht zeigt. Das ganz große Misstrauen hat er abgelegt. Doch der alte van Gaal kann natürlich plötzlich wieder auftauchen – wenn der Erfolg ausbleibt. Aber damit rechnet niemand beim Titelverteidiger. »Ich gehe davon aus, und ich bin da nicht alleine, dass man alles, was man im letzten Jahr erreicht hat, wieder erreichen kann«, sagt Ehrenpräsident Franz Beckenbauer.

Die Spieler haben die Regeln der Zusammenarbeit gelernt durch die harte Lektion der Vorsaison. »Sie wissen exakt, was wir Trainer von ihnen wollen«, sagt van Gaal und sieht die Mannschaft daher auf einem höheren Niveau. Zudem ist es ihm gelungen, den vielleicht schwierigsten Charakter im Team für sich einzunehmen: Franck Ribéry ist nicht trotz des Trainers in München geblieben, sondern auch wegen ihm. Das Verhältnis sei »viel, viel besser geworden«, sagt der Franzose. »Ich brauche sein Vertrauen, und er meins.«

Bayerns einziges Problem könnte der große Kader sein. Denn ein paar Positionen sind nicht nur wie von van Gaal angestrebt doppelt besetzt, sondern drei- oder vierfach. »Ich will mit 22 Spielern arbeiten. Wir haben 25, also können wir noch drei abgeben.« Van Gaal rechnet damit, dass sich bis zum Ende der Transferperiode am 31. August noch was tut. Aber bisher hat sich keiner der in Frage kommenden Spieler mit einem Wechsel beschäftigt. »Das Problem ist, dass sich alle hier wohl fühlen«, meint der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.

Die Bayern verzichteten zum ersten Mal seit Jahren darauf, Geld für einen prominenten Neuzugang auszugeben – nicht aus finanziellen Gründen, sondern weil van Gaal es so wollte. Auf der linken Abwehrseite, der einzigen Position, für die sich die Bayern auf dem Transfermarkt umgeschaut hatten, setzt er nun aber lieber auf den jungen Diego Contento. Der habe »sehr viel Potenzial«, findet der Trainer. Ähnlich hat er vor Beginn der vergangenen Saison auch über Holger Badstuber und Thomas Müller gesprochen.

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