Zöllner ist zuversichtlich

Bildungssenator verspricht 100 Prozent Unterricht – im Durchschnitt

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Donnerstag noch hatte Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) auf die Befürchtung, zum Schulstart fehlten bis zu 400 Lehrer, mit der Antwort reagiert, auch er könne sich keine Lehrer backen. Auf der alljährlichen Pressekonferenz zum Start des neuen Schuljahres verkündete er indes, das Vorhaben, im Durchschnitt 100 Prozent Unterrichtsversorgung bieten zu können, werde erreicht.

Mitte der Woche hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Berlin (GEW) mitgeteilt, zum neuen Schuljahr fehlten allein 300 bis 400 Fachlehrer. Der Bildungssenator wies diese Zahlen mit der Begründung zurück, dass viele Schulen eine viel zu hohe Schülerzahl anmelden. Aufgrund von Doppelanmeldungen würden so rund zwei Prozent Schüler zu viel erwartet, etwa 5000 Schüler. Daher werde ein Lehrerbedarf errechnet, der weit über dem tatsächlichen liegt. Zum Schuljahr 2010/11 sind laut Bildungssenat 573 Neueinstellungen geplant, davon seien noch 80 Stellen im Besetzungsverfahren, sagte Zöllner.

Im nächsten Jahr sollen Neueinstellungen bereits frühzeitig erfolgen. Dafür habe er gemeinsam mit der Finanzverwaltung ein neues Verfahren entwickelt, erklärte der Bildungssenator. Daten aus der Schülerdatenbank sollen dieses Vorhaben erleichtern. Nach Zahlen des Senats wird sich auch das Schüler-Lehrer-Verhältnis verbessern. Demnach sinkt die Schülerzahl in den öffentlichen Schulen auf 293 100 (-0,49 Prozent), während die Zahl der Lehrervollzeitstellen leicht auf 25 997 steigt. seit 2002 sei die Schülerzahl sukzessiv gesunken.

Mit dem neuen Schuljahr wird es in Berlin nur noch zwei Typen der Sekundarschule geben. Neben dem Gymnasium ist Schülern der Besuch der Integrierten Sekundarschule (ISS) möglich. 30 der 111 ISS haben eine eigene Gymnasiale Oberstufe. Diese Schulen kooperierten mit Sekundarschulen ohne Gymnasiale Abschlussmöglichkeiten, teilte der Bildungssenat mit. Die Klassenstärke an den ISS soll maximal bei 26 Schülern liegen.

Um potenzielle Stolpersteine auf Zöllners gepriesenem »Berliner Weg« zu umgehen, werden an den Schulen unter anderem sogenannte Schulentwicklunsgberater eingesetzt. Diese sollen den Schulen in ihrem Veränderungsprozess zur Seite stehen, beispielsweise im Bereich des Dualen Lernens. Hier müssen Schulen mit externen Partnern aus Wirtschaft und Bildung zusammenarbeiten, um den neuen Anforderungen des theoretischen und praktischen Unterrichts gerecht zu werden. Zudem seien Lehrkräfte und Schulleiter in Workshops beispielsweise auf den Ganztagsbetrieb vorbereitet und geschult worden, sagte Staatssekretärin Claudia Zinke am Freitag.

Bildungssenator Zöllner zeigte sich erfreut, dass es auch bei den Gymnasien immer mehr Ganztagsangebote gebe. Sieben Gymnasien starten zum neuen Schuljahr. Langfristiges Ziel sei es, in jedem Bezirk ein Gymnasium mit Ganztagsbetrieb einzurichten, so Zöllner.

Auch im neuen Schuljahr setzt sich der Trend fort, dass immer mehr Eltern ihre Kinder auf Privatschulen schicken. Nach Prognose des Senats haben sie nun schon 28 000 Schüler, was einem kräftigen Plus von 2100 entspräche

Die Grünen-Landesvorsitzende Irma Franke-Dressler teilte Zöllners Zuversicht zum Schulstart nicht: Es fehlten Lehrkräfte, Baumaßnahmen würden nicht rechtzeitig fertig. »Viele Schülerinnen und Schüler wissen noch immer nicht, auf welche Schule sie im kommenden Schuljahr gehen werden.« Die Klagen und Nöte seien alljährlich gleich. Das Schuljahr käme aber auch immer so überraschend, dass die SPD nach 19 Jahren im Bildungsressort nur erstaunt hinterherarbeiten kann, so Franke-Dressler.

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