Rindfleisch für Feinschmecker

Ein Landwirtschaftsbetrieb bei Wittstock/Dosse züchtet schottische Galloways

  • Jochen Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.

»Galloway vom Preußenhof« heißt der Slogan, unter dem Marianne Wille aus Heiligengrabe, unweit von Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin), mit ihrer Herdbuchzucht firmiert. Dieser ist eine Reverenz an ihren Mädchennamen Preuß. Der Rückgriff auf die Geburtsurkunde war eine gute Idee, denn in Züchterkreisen gilt ihr Name inzwischen etwas. Beim Treffen aller Robustrinder 2010, das alle vier Jahre auf der Grünen Woche unter dem Berliner Funkturm stattfindet, erhielt Pia vom Preußenhof die Siegerschleife und wurde Bundeschampion. Die Stärke, die unlängst erstmals kalbte, stammt aus eigener Nachzucht. Auch bei den Bundesgallowayschauen, die alle zwei Jahre in Hessen stattfinden, ging Marianne Wille noch nie leer aus.

Unmittelbar nach der politischen Zeitenwende wollte die Facharbeiterin für Tierproduktion die Weichen für ihre berufliche Zukunft stellen. Ihr Herzenswunsch, Veterinärmedizin zu studieren, schien greifbar, weil sie kurz nach der Wende noch ihr Abitur ablegte. Damals lernte sie aber auch ihren heutigen Ehemann Holger kennen. Die beiden entschieden sich, auf dem landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb ihrer Eltern ihre Zukunft zu begründen. Dabei setzten sie auf das widerstandsfähige schottische Hochlandrind.

Bei ihren Reisen durch die alten Bundesländer und beim Besuch auf der Grünen Woche hatten sich die zwei davon überzeugt, dass die Tiere ihren Vorstellungen vom umweltfreundlichen Landbau am nächsten kommen. Mit zwei tragenden Kühen jeweils mit einem Kalb fiel der Startschuss. Ein Jahr später erwarben sie in Schleswig-Holstein einen Zuchtbullen. Aus diesem Bestand wuchs eine Herde, die heute 70 bis 80 Köpfe groß ist. Und die kann man natürlich auf ein paar Morgen Wind hinterm Haus der Eltern nicht mehr satt machen. Gegenwärtig bewirtschaften die Willes 60 Hektar Grün- und 120 Hektar Ackerland.

»Bei unseren Wegen übers Land war die Erkenntnis gereift, dass diese Art der Rinderzucht nur mit Direktvermarktung einhergehen kann«, schildert die 38-Jährige. Eine Kühlzelle, ein Verarbeitungsraum sowie Tiefkühltruhen waren nötig. Inzwischen gehen Steaks, Rouladen, Gulasch, Hohe Rippe, Roastbeef, Beinscheiben, Suppenknochen und vieles andere über den Tisch des Hofladens. Zu Portionen von zehn bis 15 Kilogramm beziehen die Kunden aus Wittstock, Pritzwalk, Kyritz, Perleberg, Wittenberge und Neuruppin sowie aus Berlin und Hamburg das hochwertige Fleisch. »Es ist kurzfaserig, gut marmoriert und sehr geschmackvoll, richtig etwas für Feinschmecker«, lobt Marianne Wille.

Geschlachtet, zerlegt, abgehangen und portioniert werden die Galloways in einer benachbarten Landmetzgerei. Neben Rindern halten die Willes auch Schweine. Rote Husumer sind es. Damit ihr Sortiment regional bleibt, bezieht die Züchterin Marmelade, Tee und Sirup von Carola Borchert aus Putlitz und von Kerstin Giese aus Groß Haßlow kommt der Honig. Eier und Kartoffeln sind wiederum Erzeugnisse vom Preußenhof.

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