Urban, grün und gewachsene Kieze

Ausstellung zu 20 Jahre Wohnen in der wiedervereinigten Hauptstadt dokumentiert Vielfalt

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Dieser Raum der neuen Schau soll einen typischen Berliner Hinterhof symbolisieren.
Dieser Raum der neuen Schau soll einen typischen Berliner Hinterhof symbolisieren.

Der Wandel ist für alle sichtbar: Aus einst baufälligen Berliner Kiezen wurden lebendige Wohnquartiere. Vergessene Stadtteile erstrahlen als historische Denkmäler in neuem Glanz. Und ehemals verwaiste Grenzstreifen sind zu Zentren des Miteinanders von Ost- und West-Berlinern erblüht. »Keine andere Stadt Deutschlands hat sich nach der Wende so rasant und auffallend verändert wie Berlin«, betonte gestern Hella Dunger-Löper, Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Doch nicht nur das Gesicht Berlins sei 20 Jahre nach der Wiedervereinigung ein anderes, auch die Lebensstile der Menschen wandelten sich. Diese Veränderungen versucht jetzt die Ausstellung »Berliner Einsichten – 20 Jahre in der wiedervereinigten Hauptstadt« erlebbar zu machen. Gezeigt werden Geschichte und Geschichten der Viertel, Kieze und Wohnhäuser, aber auch Ausblicke auf das Wohnen von morgen.

Dass sich der Wohnungsbestand positiv entwickelte, geht sowohl auf privates als auch auf öffentliches Engagement zurück. Ganz enorme Leistungen erbrachten dabei die städtischen und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen der Hauptstadt: die mit viel Energie und Kreativität Wohnquartiere sanierten und modernisierten. »Rund 20 Milliarden Euro investierten diese Unternehmen seit 1990 in ihre Bestände«, bestätigt Maren Kern vom Vorstand des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. (BBU).

Von den 1,9 Millionen »vier Wänden« der Hauptstadt sind fast 90 Prozent Mietwohnungen. Beeindruckend ist aber nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Vielfalt der Wohnformen: Ob im urbanen Zentrum, in den gewachsenen Kiezen und Altbauvierteln, beim Wohnen im Grünen oder im Hochhaus – jedes Berliner Quartier hat seine baulichen, sozialen und kulturellen Besonderheiten. In der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der Investitionsbank Berlin und der vom BBU initiierten Ausstellung können die Besucher sich auf detaillierte Spurensuche begeben. Dabei geht es aber nicht um eine globale Übersichtsschau, sondern anhand vieler, auch kleinteiliger Beispiele werden Veränderungen und Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung auf den Alltag der Mieter deutlich. Neben dem attraktiven und gut funktionierenden Wohnumfeld stellen soziale und kulturelle Angebote einen wesentlichen Faktor für die Lebensqualität der Bewohner dar, betont auch Jörg Dresdner vom Vorstand der Wohnungsgenossenschaft EVM Berlin.

Wie sich die 32 städtischen- und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen Berlins über das Verwalten der Quartiere hinaus engagieren, zeigt die Schau ebenfalls. Knapp 80 »Steckbriefe«, die mit Texten und Bildern über konkrete Projekte berichten, sind in allen drei Ausstellungsbereichen zu finden. In einem Zukunftslabor ist es zudem möglich, Vorhaben, die sich aus der Veränderung der Bevölkerungsstruktur und dem Klimawandel ergeben, vorauszusehen.

»Berliner Einsichten«, Spandauer Straße 2. Vom 27. August bis 31. Oktober 2010, mo bis do von 10 bis 17 Uhr, fr bis so von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt frei. Mehr Infos: www.berlinereinsichten.de.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.