Mit Zuversicht nach Fernost

Olympiasieger Ole Bischof sieht sich bei der Judo-WM in Tokio als Mitfavorit auf Gold

  • Christoph Leuchtenberg, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Olympiasieger ist gerüstet für den großen Auftritt im Judo-Mutterland: »Ich bin ein klarer Mitfavorit auf den ersten Platz – aber da muss auch wirklich alles perfekt laufen«, sagt Ole Bischof vor den am Donnerstag beginnenden Weltmeisterschaften in Tokio. Zwei Jahre nach dem Gold-Coup von Peking will Deutschlands Vorzeige-Kämpfer erneut in Fernost für Furore sorgen.

Der Reutlinger, vor Jahresfrist in Rotterdam WM-Dritter, ist der vielversprechendste deutsche Medaillenkandidat bei der fünftägigen Mammutveranstaltung mit rund 1000 Kämpfern aus über 100 Nationen. »Allein in meiner Gewichtsklasse gehen 81 Athleten aus allen Teilen der Welt an den Start«, sagt Bischof.

Der Saisonverlauf des 31-Jährigen war freilich nicht ideal. Bischof verzichtete auf die EM in Wien, stieg erst im Mai ins Wettkampfgeschehen ein, wobei er sogleich den Grand Prix in Tunis gewann. Eine hartnäckige Schulterverletzung begleitete Bischof durch den Sommer, kostete ihn die Generalprobe beim Europacup in Hamburg. »Eine reine Vorsichtsmaßnahme, die Schulter schmerzt nicht mehr«, gibt Bischof Grünes Licht.

Der Wettkampfort, das Yoyogi National Gymnasium, ist ein traditionsreicher Boden, hier fanden vor 46 Jahren die olympischen Schwimmwettbewerbe statt – die Judo-Konkurrenzen, bei denen der am 27. August verstorbene Niederländer Anton Geesink als erster Nicht-Japaner Olympia-Gold gewann, wurden hingegen im Nippon Budokan ausgetragen.

Japan war bislang ein ausgezeichnetes Pflaster für deutsche Kämpfer. 2003 in Osaka, als die WM zuletzt im Judo-Mutterland Station machte, fuhr der DJB mit fünf Medaillen heim und stellte in Florian Wanner den bis heute letzten Weltmeister – in Bischofs Gewichtsklasse bis 81 kg.

Das Potenzial, in Wanners Fußstapfen zu treten, haben neben Bischof noch weitere aus dem 18-köpfigen deutschen Aufgebot. Gerade bei den Frauen hegen die Weltranglistendritte Claudia Malzahn aus Halle (Saale), die Leipzigerin Heide Wollert oder auch Schwergewichtlerin Franziska Konitz aus Berlin berechtigte Medaillenhoffnungen. »Allerdings ist dies auch die stärkste Judo-WM aller Zeiten. Durch die Änderung des Wettkampf-Modus, der zwei Starterinnen pro Nation zulässt, ist auch eine große Portion Glück für eine Medaille nötig«, sagt Frauen-Bundestrainer Michael Bazynski. Bei den Männern rechnet sich neben Bischof vor allem Andreas Tölzer, der den Doppelstart in der Gewichtsklasse über 100 kg sowie in der offenen Klasse wagt, Chancen aus. »Ich muss mich vor niemandem verstecken. In Tokio ist alles drin, vom frühen Aus bis zu den Medaillen.« Gerade im »Open«, der Königsdisziplin der Asiaten, ist die Konkurrenz allerdings gewaltig.

So wichtig ein WM-Titel wäre, so wichtig sind die 500 Weltranglistenpunkte, die es dafür gibt. Denn die würden fast schon ein Olympiaticket bedeuten. »Die WM ist eben auch nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach London«, sagt Bazynski.

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Judo Weltmeisterschaften in Tokio

Der Gastgeber: Vom 9. bis 13. September findet die Judo-WM im Yoyogi National Gymnasium in der japanischen Hauptstadt Tokio statt.

Das deutsche Team: Zwölf Frauen und sechs Männer gehen für den Deutschen Judo-Bund (DJB) in den jeweils sieben Gewichtsklassen und der Open-Klasse auf Medaillenjagd.

Die Aussichten: Bei der Weltmeisterschaft 2009 in Rotterdam hatte der DJB durch Romy Tarangul (Frankfurt Oder/48 kg), Heide Wollert (Leipzig/78 kg), Claudia Malzahn (Halle-Saale/63 kg) und Ole Bischof (Reutlingen/81 kg) vier Medaillen gewonnen. Das Quartett ist auch in Japan im Einsatz.

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