Goldküste
Wolfgang Schreyer schlägt nochmal zu
Im x-ten Jahr nach der Wende haben wir alle gelernt, mit dem gewöhnlichen Kapitalismus umzugehen. Jeder kämpft gegen jeden, hat Brecht einmal in einer seiner Keuner-Geschichten gesagt. Bei Schreyer vollzieht sich das anhand einer wie immer bei ihm sehr spannungsgeladenen Geschichte direkt am Ostseestrand. Denn inzwischen ist auch der Strand südlich des Darßwaldes zur Goldküste geworden. Dort streiten sich zwei alte Freunde aus DDR-Zeiten verbissen um ein Grundstück auf der Düne. Die Nerven liegen blank, die Rezession besorgt den Rest; es geht zu wie bei Shakespeare – nur eben ganz heutig.
Natürlich hat der Autor seiner Hauptgestalt, dem Ex-Oberkommissar Wendt – James Bond lässt grüßen! – ein Superweib mitgegeben, denn keine gute Story ohne Love. In diesem Falle zieht es den Mann fast wie im Märchen zu der ach so reizvollen Bettina. »Ist er für sie, die Frau des klügeren der zwei Feinde, nur ein guter Mensch, oder bedeutet er ihr mehr? Doppelt so alt wie sie, sieht er trotzdem eine Chance.«
Auf dem Cover des Scheunen-Verlags strahlt Wolfgang Schreyer, Jahrgang 1927, mit seinem Silberbart viel Optimismus aus. Immerhin beträgt die Gesamtauflage seiner Kriminalromane sechs Millionen Exemplare.
Ein Schreyer-Krimi ist immer ein Lesegenuss, weil mit Ironie und Menschenkenntnis voll aus dem Leben und mitunter auch mit Kaltschäuzigkeit daran vorbei gegriffen wird.
Wolfgang Schreyer: Der Leuchtturm. Roman. Scheunen-Verlag. 220 S., brosch., 12 €.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.