Tag des offenen Tors
Energie Cottbus und der Karlsruher SC ärgern sich über ihr zehnfaches Sturmspektakel
Die Anzeigetafel im Stadion der Freundschaft zeigte die 55. Minute an, als dem Karlsruher Timo Staffeldt das 5:2 gelang. Der Heimmannschaft Energie Cottbus drohte im Montagsspiel der 2. Fußball-Bundesliga nicht nur die erste Saisonniederlage, sondern ein Debakel. »Unsere Körpersprache ging gar nicht mehr. Ich habe bloß noch gehofft, dass wir uns nicht abschlachten lassen«, sagte der Cottbuser Stürmer Nils Petersen später. »Für mich ging es zu diesem Zeitpunkt nur noch um Schadensbegrenzung«, meinte Energie-Präsident Ulrich Lepsch. Dieses klamme Gefühl beschlich auch die Cottbusser Fans unter den knapp 10 000 Zuschauern. »Aus der Kurve gab es Kommentare, die unterhalb der Gürtellinie waren«, ärgerte sich Cheftrainer Claus-Dieter Wollitz.
Doch obwohl der KSC die bessere Elf war, trennten sich beide Vertretungen nach einem sensationellen Torspektakel am Ende 5:5 (2:4). So etwas hatte es in dieser Liga noch nie gegeben. Bedenkt man, dass die Cottbuser rasch mit 2:0 in Führung gelegen hatten, ist der Verlauf des Abends des offenen Tors umso eindrucksvoller. Der Einheitsball der Deutschen Fußball-Liga mit der Bezeichnung »Torfabrik« eierte zwar wieder einige Male mächtig durch die Luft. Aber er machte seinem Namen diesmal alle Ehre.
»Alle Fans und Fußballverrückten werden zufrieden sein, bis auf die zwei Trainer. Da hätte einer sicher gern gewonnen. Pele Wollitz nach dem 2:0 und ich nach dem 2:5«, meinte der Karlsruher Trainer Markus Schupp. »Ich habe so ein Spiel noch nicht erlebt. Ich ärgere mich sehr, dass wir nicht mit drei Punkten vom Feld gegangen sind. Wenn man fünf Tore auswärts schießt, darf uns so etwas nicht passieren«, fuhr Schupp fort.
Wollitz redete von einem glücklichen Punktgewinn seiner Elf und verblüffte dann mit einem weiteren Statement: »Mir ist Wurst, wie das Spiel ausgegangen ist.« Grund seiner Verärgerung war der seiner Meinung nach unfaire Umgang mit Energie-Stürmer Emil Jula. Der hat seit geraumer Zeit mit einem gebrochenen Ellenbogen zu kämpfen. »Dass Emil Schmerzen hat, ist bekannt«, sagte Wollitz und monierte Fouls und einen absichtlichen Schlag auf den verletzten Arm. »Nach dem Tod von Robert Enke hat man gesagt, dass man besser und respektvoller miteinander umgehen muss. Diese beiden Szenen zeigen mir, dass das nicht der Fall ist. Mit solchen Spielern möchte ich nicht zusammenarbeiten.«
Am Ende bekam Wollitz dann wieder die Kurve zum sportlichen Bereich. »Ich bin kein Coach, der destruktiv spielt. Ich bin kein 0:0-Trainer«, sagte der 45-Jährige. Die grandiose Partie gegen Karlsruhe ist der beste Beweis dafür, auch wenn die beiden Abwehrreihen diesen Abend am liebsten wohl möglichst schnell vergessen möchten.
Cottbus - Karlsruhe 5:5 (2:4)
Tore: 1:0, 4:5 Petersen (1./70.), 2:0 Kruska (16.), 2:1 Chrisantus (26.), 2:2 Mutzel (29.), 2:3 Fink (34.), 2:4 Iaschwili (40.), 2:5 Staffeldt (55.), 3:5 Shao (66.), 5:5 Reimerink (73.).
1. MSV Duisburg 3 9:3 9
2. FC Augsburg 3 7:1 9
3. Hertha BSC 3 8:4 9
4. Greuther Fürth 3 7:3 7
5. Energie Cottbus 3 9:6 7
6. RW Oberhausen 3 5:4 6
7. Erzgebirge Aue 3 4:3 6
8. FSV Frankfurt 3 3:2 6
9. Karlsruher SC 3 9:9 4
10. 1860 München 3 6:6 3
11. SC Paderborn 3 2:2 3
12. VfL Bochum 3 3:5 3
13. VfL Osnabrück 3 5:8 3
14. Alemannia Aachen 3 3:6 2
15. Union Berlin 3 3:6 1
16. Arminia Bielefeld 3 3:7 0
17. Fort. Düsseldorf 3 1:5 0
18. FC Ingolstadt 04 3 3:10 0
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.