Linke Hegemonie zurückgewinnen
Rot-rot-grüner Kongress zur Bildungspolitik
ND: Bei der sogenannten Summer Factory des ISM wird hauptsächlich über bildungspolitische Aspekte diskutiert werden. Um welche Inhalte wird es konkret gehen?
Dörner: Zum Beispiel um Schulpolitik. Dazu gibt es einen Workshop, der sich mit der rot-grün-roten Schulpolitik in Hessen befasst, also den Planungen einer nach der Landtagswahl 2008 möglichen Koalition. Es geht um Fragen der Inklusion im Schulbereich (Integration behinderter Schüler, d.Red.), aber auch um geschlechtersensible Pädagogik, kulturelle Bildung und Demokratie in der Schule. Andere Workshops befassen sich mit der Demokratisierung bzw. Entdemokratisierung an den Hochschulen. Aber zu Themen wie Bildungsfinanzierung allgemein werden wir diskutieren.
Sie planen eine alternative Campusführung mit dem Titel »Von der Stadtteiluniversität zum IG-Farben-Campus«. Was dürfen die Teilnehmenden dieses Programmpunktes erwarten?
Die Idee dahinter ist zu zeigen, wie sich die Hochschule in den vergangenen Jahren in weiten Teilen negativ verändert hat. An der Umgestaltung des Campus wird deutlich, wie man von der allgemeinen Hochschule zu einer sehr von wirtschaftlichen Effizienzinteressen geprägten Hochschule gekommen ist und wie sich das ganz konkret in Hochschulgebäuden und auf dem Campus darstellt.
Der Kongress ist eines der ersten großen Projekte des ISM. Warum wurde der Schwerpunkt gleich zu Anfang auf das Thema Bildung gelegt?
Weil es darum geht, die neoliberale Hegemonie, die aktuell noch immer Politik und Gesellschaft prägt, und die – teils subtile – Vermittlung dieser Hegemonie als alternativlos aufzubrechen. Gerade die Bildungsinstitutionen wurden in den letzten Jahren massiv dem neoliberalen Zeitgeist unterworfen. Das kann man an der Entwicklung der Hochschulen erkennen. Die »Summer Factory« ist ein programmatisches, konzeptionelles Angebot des Instituts, das sich in erster Linie an bildungsbewegte Menschen richtet, also an Schüler, Studierende, Lehrende, aber auch an Eltern.
Sie selber haben Politikwissenschaft studiert. Wie waren eigentlich Ihre persönlichen Studienerfahrungen?
Ich haben in den 1990er Jahren studiert. Das war aber vor Einführung von Studiengebühren, vor dem Bologna-Prozess und vor der Umwandlung von Leitungsgremien an den Unis zu Institutionen, in denen ökonomische Interessen Vorrang haben. Ich unterstütze heute den Bildungsstreik, weil sich in den Bildungsinstitutionen vieles dringend ändern muss.
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