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Metaller machen's vor

Tarifabschluss in der Stahlbranche: Leiharbeiter erstmals tariflich gleichgestellt

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Tausende Stahlarbeiter in Nordwestdeutschland haben an Warnstreiks teilgenommen. Mit Erfolg. Neben Entgelterhöhungen enthält der neue Tarifvertrag auch erstmals die Gleichbezahlung von Leiharbeit.

Rund 85 000 Stahlarbeiter im Nordwesten der Republik bekommen ab dem 1. Oktober 3,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt, im September gibt's eine Einmalzahlung von 150 Euro. Darauf einigten sich Unternehmen und IG Metall am Donnerstag.

Dem Abschluss mit 14 Monaten Laufzeit waren zwei Verhandlungsrunden und Warnstreiks von 17 000 Stahlarbeitern vorausgegangen. Zudem demonstrierten nach Gewerkschaftsangaben 700 Arbeiter am Donnerstag vor dem Verhandlungsort in Düsseldorf. IG Metall-Chef Berthold Huber nannte den Abschluss »fair und gerecht«. Er beteilige die Beschäftigten am Aufschwung in der Branche. »Das Volumen der Entgeltanhebung belastet unsere Mitgliedsunternehmen erheblich«, sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Stahl, Helmut F. Koch. Wegen der Rahmenbedingungen der diesjährigen Tarifrunde sei jedoch keine moderatere Einigung möglich gewesen. Stahlriese ThyssenKrupp bejubelte unterdessen ein Rekordhoch bei der Stahlnachfrage, das auch 2011 anhalten werde.

Das Besondere am aktuellen Tarifabschluss ist, dass erstmals gleicher Lohn für Leiharbeiter erstritten wurde. »Die Diskussion um Equal Pay wird damit sowohl betrieblich als auch gesamtgesellschaftlich vorangetrieben«, ist IG Metall-Sprecher Wolfgang Nettelstroth sicher. Ziel ist die Verankerung der Gleichbehandlung im Flächentarifvertrag, sagte NRW-Bezirksleiter Oliver Burkhard. Der Abschluss zeige, dass sich mit einer gut organisierten und solidarischen Belegschaft die Spaltung in Beschäftigte erster und zweiter Klasse vermeiden lasse. In Gewerkschaftskreisen wurde am Donnerstag davon ausgegangen, dass Tarifkommission und Beschäftigte die Vereinbarung annehmen werden.

In Gewerkschaften und Opposition wurde der Abschluss durchweg positiv kommentiert. IG BAU-Vorstand Jörg Herpich nannte ihn »wegweisend und gut«. Ver.di will sich den Tarifvertrag »genau ansehen und prüfen, in welchen Branchen wir dies tariflich übertragen können«, sagte Vizevorsitzende Margret Mönig-Raane. Hans Hartl, Landesbezirksleiter Bayern der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, sprach von einem Schritt in die richtige Richtung. In Bayern läuft die Tarifrunde in der Milchwirtschaft. Die Gleichbezahlung gehört zu den Forderungen.

Beate Müller-Gemmeke, arbeitnehmerrechtliche Sprecherin der Grünen-Fraktion, sagte: »Endlich zeigt eine Branche, dass Leiharbeitnehmer keine Beschäftigten zweiter Klasse sind.. Die Bundesregierung müsse beim Gesetzesentwurf zur Arbeitnehmerüberlassung nun nachbessern. SPD-Chef Olaf Scholz sagte auf ND-Anfrage: »Das Normalarbeitsverhältnis muss gestärkt werden. Zu viele Beschäftigte arbeiten heute befristet oder in Leiharbeit.« Werner Dreibus, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion, nannte den Abschluss einen »Türöffner«. Erstmals sei branchenweit die Gleichbezahlung tariflich geregelt.

Die IG Metall fordert nun die Übernahme der Tarifvereinbarung für den Osten. Nächste Woche soll mit den Unternehmern verhandelt werden. Besonderer Handlungsbedarf bestehe hier vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, sagte der Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel.

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