Schinderei auf Hawaii
Die Triathleten suchen ihren König beim Ironman – der Rostocker Andreas Raelert ist Kandidat
»Seit 2009 weiß ich, dass ich das Potenzial habe, auf Hawaii zu gewinnen«, sagte Raelert und gab sich vor der Schinderei in drei Akten über 3,8 Kilometer Schwimmen im Pazifischen Ozean, 180 kilometer Rad fahren durch die Lavafelder und einem Marathonlauf kämpferisch. Im Vorjahr war Raelert bei seinem Debüt im Inselparadies, das mit seinen Naturgewalten und berüchtigten Mumuku-Winden für die Athleten zur Hölle werden kann, als Dritter durch das Ziel auf dem Alii-Drive gelaufen.
Großes Selbstvertrauen zieht der 34-jährige Rostocker aus seinen Coup beim Ironman Europe im Sommer in Frankfurt. Der Umsteiger von der olympischen Distanz, der bei Olympia 2000 in Sydney Platz zwölf und vier Jahre später in Athen Rang sechs belegt hatte, fühlt sich auf der langen Strecke pudelwohl. Dass er mit den besonderen Anforderungen bei der Mutter aller Ironman-Rennen auf Hawaii zurechtkommt, weiß er.
Unterstützung bekommt Raelert an der Strecke von seinem vier Jahre jüngeren Bruder Michael, der ebenfalls den legendären Ironman in Angriff nehmen will. »Im nächsten Jahr wollen wir zusammen auf Hawaii starten – als erstes Brüderpaar, von dem jeder gewinnen kann«, sagte Michael. »Am Ende soll Raelert vorne stehen, egal, welcher Vorname.«
Das ist aber noch Zukunftsmusik. Am frühen Sonntagmorgen MESZ (0.20 bis 5.00 Uhr live im Hessischen Rundfunk) muss Raelert auf dem Weg zum möglichen Titel vor allem Craig Alexander bezwingen. Der Australier hat den ersten Hattrick bei den Männern seit Mark Allen 1992 im Visier.
Ein Fragezeichen steht hinter dem Leistungsvermögen der bisherigen deutschen Sieger. Stadler, der 2004 und 2006 als bislang letzter auf Hawaii gewann und nach wie vor als einer der besten Radfahrer gilt, müsste beim Laufen über sich hinauswachsen. Al-Sultan hat als persönliches Ziel einen Platz unter den besten Fünf ausgegeben. Für Hellriegel, der sich 1997 als erster Deutscher in die Siegerliste eintrug, geht es nur noch um ein respektables Abschneiden.
Die Ironman-Idee wurde 1978 geboren. Das spektakuläre Rennen sollte Aufschluss darüber geben, welcher Sportler der beste Ausdauerathlet ist – Schwimmer, Radfahrer oder Läufer. Der erste »Eisenmann« war der Taxifahrer Gordon Haller, der in 11:46:58 Stunden das Ziel erreichte und damit etwa 3:30 Stunden langsamer war als die heutigen Starter.
Bei den Frauen wandelt Chrissie Wellington auf den Spuren der legendären Paula Newby-Fraser. Die 33 Jahre alte Engländerin, die ihre Klasse in diesem Jahr beim Sieg in Roth mit Weltjahresbestzeit unterstrich, hat den vierten Sieg auf Hawaii in Folge fest eingeplant. Dieses Husarenstück hat bei den Frauen bislang nur Newby-Fraser 1994 geschafft.
Wallenhorst, die sich wie Raelert den EM-Titel in Frankfurt gesichert hat, will an ihrem dritten Rang auf Hawaii aus dem Jahr 2008 anknüpfen. Gute Chancen auf eine vordere Platzierung werden zudem Sonja Tajsich zugetraut. Die Regensburgerin, im Vorjahr auf Platz 14, hat in diesem Jahr ihre beiden Ironman-Rennen in Südafrika und in ihrer Heimatstadt gewonnen.
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