Wilhelm Piecks Lenin-Ausgabe

Die Brandenburger Bibliothek der im Faschismus verbotenen Bücher wächst

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Driebe mit einem Band von Piecks Lenin-Ausgabe
Driebe mit einem Band von Piecks Lenin-Ausgabe

Schritt für Schritt baut Herbert Driebe die Brandenburger Bibliothek der im Faschismus verbotenen Bücher auf. Rund 1000 Bücher hat er schon in der Potsdamer Hessestraße 19 zusammengetragen. Doch Driebe benötigt Hilfe. Sein Bibliotheksverein ist auf Geschenke angewiesen und die sind ein halbes Jahr nach dem Start des Projektes ins Stocken geraten.

Gesammelt werden neben Literatur über den Faschismus und den Zweiten Weltkrieg in erster Linie Bände von Autoren, deren Werke 1933 der Bücherverbrennung durch die Nazis zum Opfer fielen. Zuletzt ging eine Ausgabe von Romain Rollands »Das Gewissen Europas« ein. Es handelt sich dabei um ein Tagebuch des Ersten Weltkriegs. Für morgen hat sich der Sohn eines Mannes angekündigt, der 1933 Bücher einmauerte, um sie vor den Faschisten zu verstecken. Jetzt möchte der Sohn die 1945 wieder hervorgeholten Bücher an die Bibliothek abgeben. Konkreteres vermag Driebe nicht zu sagen. »Ich weiß nicht, wie viel, ich weiß nicht, was. Ich lasse mich überraschen«, erzählt er.

Eine echte Perle erhielt der Vereinsvorsitzende Driebe schon vor Monaten: eine in den Jahren ab 1928 in der Sowjetunion gedruckte deutschsprachige Lenin-Ausgabe. Sie befand sich einst im Moskauer Emigranten-Hotel »Lux«. Der spätere DDR-Präsident Wilhelm Pieck habe darin gelesen, berichtet Driebe. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten die Bände nach Deutschland. Die Tochter eines Pieck-Mitarbeiters spendete sie der Bibliothek.

Doch das alles reicht längst nicht aus. Driebe benötigt noch viele Bücher, um die Regale in der Hessestraße zu füllen. Die Idee von Patenschaften für Schriftsteller, die von den Nazis verfemt wurden, fand schon Anklang, allerdings sehr geringen. Ein Ehepaar entschied sich, monatlich 20 Euro zu überweisen und damit die Patenschaft für den Dichter Heinrich Heine zu übernehmen. Von der eingehenden Summe sollen weitere Bücher angeschafft werden. Auch schon für 15 oder 10 Euro monatlich würde Driebe eine solche Patenschaft zulassen und die Spender in ein Ehrenbuch eintragen.

Geld fehlt der Bibliothek zum Beispiel auch, um Papier für den Drucker zu kaufen. Die Miete zahlt freundlicherweise der Unternehmer Norbert Fiebelkorn. Derzeit schreibt Vereinschef Driebe diverse Fördermittelanträge. Ob er wirklich etwas bekommt, weiß er nicht. Bücher holt er auf einen Anruf hin selbst ab.

Kontakt-Tel.: (0331) 23 14 70 29

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