Werbung

Grüner Priggen: Nun doch Bedarf für Neuwahlen in NRW

Forderungen der LINKEN zum Nachtragshaushalt sorgen für Unmut

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 2 Min.
Reiner Priggen, der Fraktionsvorsitzender der Grünen in NRW, setzt die LINKE unter Druck: entweder Wohlverhalten bei der Abstimmung über den Nachtragshaushalt – oder Neuwahlen.

Das klang eindeutig: »Es gibt in NRW auch gar keinen Bedarf für eine Wahl«, sagte Reiner Priggen Anfang des Monats im Gespräch mit dieser Zeitung. Zwar sei das Wahlergebnis vom 9. Mai dieses Jahres »hochgradig kompliziert« gewesen, so der Vorsitzende der grünen Fraktion im NRW-Landtag. Doch wirkte Priggen nicht wirklich deprimiert, als er sagte: »Nun machen wir etwas, das es in Westdeutschland bisher noch nicht gegeben hatte: eine Minderheitsregierung mit wechselnden Mehrheiten. Die Politikwissenschaft sagt, wir müssten alleine deshalb lange durchhalten, damit dieses Phänomen ordentlich erforscht werden kann.« (ND vom 6. Oktober)

Seitdem hat sich nichts Grundlegendes geändert. Der rot-grünen Minderheitsregierung fehlt im Landtag eine Stimme zur Mehrheit. Wie gehabt. Sie will und muss einen milliardenschweren Nachtragshaushalt durch das Parlament bringen. Sie ist dabei auf das Wohlwollen der Linksfraktion angewiesen. Und Letztere will sich nicht zum Nulltarif verkaufen, sondern stellt Bedingungen.

Also nichts Neues unter der Sonne? Doch! »NRW: Grüne drohen der LINKEN mit Neuwahlen« – so ist eine Vorabmeldung überschrieben, mittels derer das Magazin »Der Spiegel« für einen Bericht in seiner heute erscheinenden Ausgabe wirbt. Als Kronzeuge der Drohung mit Neuwahlen dient ausgerechnet der grüne Fraktionsvorsitzende Reiner Priggen.

Der will plötzlich einen erneuten Urnengang nicht mehr ausschließen, auch wenn das Regierungslager »nicht leichtfertig auf Neuwahlen« setze. Die LINKE, rät er, müsse strategisch überlegen, was für sie die bessere Position sei: »Eine Partei mit Einflussmöglichkeiten bei einer rot-grünen Minderheitsregierung oder eine Oppositionspartei, die nicht mehr gebraucht wird.«

Aktuell, so wird redaktionell ergänzt, käme Rot-Grün »auf eine komfortable Mehrheit von 54 Prozent« und »wäre nicht mehr auf die Duldung durch die Linkspartei angewiesen«. In der Berichterstattung des »Spiegel« ist aus dem Konflikt um den Nachtragshaushalt der »entscheidende Härtetest für den Fortbestand der rot-grünen Minderheitsregierung« geworden. Denn die LINKE habe »Widerstand angekündigt«. Das klingt dramatisch, es klingt nach Chaos und Anarchie. Mindestens.

Dabei fordert die LINKE gar nichts Utopisches: 200 Steuerprüfer sollen eingestellt, die Studiengebühren nicht erst zum Wintersemester 2011 abgeschafft werden, lauten die beiden wichtigsten Punkte. Auch das ist durchaus keine überraschende Wendung – man kann es seit Wochen wissen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.