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Ende des Spiels
Armin - von Svilicic
Vor allem zwei Gesichter bleiben von diesem Film in Erinnerung: das des Vaters und das des Sohnes. Der Vater, Ibro (Emir Hadzihafizbegovic), hat den Balkankrieg überlebt, und weil sein Städtchen in Trümmern liegt und es ihm schlecht geht, rettet er sich wenigstens in einen Traum von der besseren Zukunft, vom großen Glück. Sein 14-jähriger Sohn Armin (Armin Omerovic-Muhedin, Foto: Verleih) soll ihm das Werkzeug sein, um aus diesem Traum Realität werden zu lassen. Deshalb bittet, lockt und schleppt er ihn, den Widerstrebenden, ins kroatische Zagreb. Deshalb reiht er ihn ein in die Schlange von Kindern, die gecastet werden für einen deutschen Film über den Krieg. Deshalb erniedrigt er sich vor der fremden Crew, der angetrunkenen Produzentin (Marie Bäumer), letztlich denjenigen, die aus seinem und dem Schicksal seiner Mitbürger ein mehr oder weniger voyeuristisches Opus backen wollen.
Ognjen Svilicic, dessen Debütfilm »Sorry for Kung Fu« (2004) bereits das Talent des Regisseurs unter Beweis stellte, lässt sich auch in »Arnim«, seinem zweiten Spielfilm, ausreichend Zeit für Beobachtungen. Er forciert nichts, schaut Ibro bei seiner verzweifelt-naiven Ungelenkigkeit, seinen Verrenkungen und Verbiegungen zu, denunziert ihn aber an keiner Stelle: Es ist die unbezwingbare Hoffnung, die diesen Vater antreibt. – Armin mit seinem Akkordeon hat dagegen meist zu schweigen: ein linkischer, etwas dicklicher Teenager, viel zu alt für die ihm zugedachte Rolle und wohl auch zu krank, wie sich spät herausstellt. Die Reibung bosnischer und deutscher – oder besser: westlicher – Mentalitäten und der westeuropäische Blick auf das Balkangeschehen sind satirisch grundiert: Wenn der Crew angesichts des heftig drängenden Vaters und des an einem epileptischen Anfall leidenden Sohnes gar nichts mehr einfällt, als ihre Filmhandlung ins strikt Sentimentale umzubiegen und Armin zum späten Opfer des Krieges zu stilisieren, bleibt einem das Lachen freilich im Halse stecken.
Dass und wie sich Armin am Ende von seinem Vater emanzipiert, mag als allzu freundliche Pointe eines Films angesehen werden, der auch viel härter, existenzieller, grausamer denkbar gewesen wäre. Aber Svilicic kennt all die düsteren Kinodramen, die in den vergangenen Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien um die Welt gingen, die unbeschreibliche Gewalt, die, aus der Realität gefiltert, in ihnen verdichtet wurde. Dem wollte er nicht noch eine weitere Leidensgeschichte hinzufügen, stattdessen mit einem lachenden und einem weinenden Auge über den Alltag jenseits von Mord und Totschlag reflektieren. Das Schreckliche, das die Menschen hier erfuhren, schwingt freilich in vielen Bildern mit: ob in den Aufnahmen der zerschossenen Häuser und Moscheen, die am Anfang des Films zu sehen sind, oder in den Gesichtern der handelnden Figuren. Die unterschiedlichen Physiognomien der Bosnier und der Mitglieder des westlichen Filmteams sprechen Bände über die jeweiligen Erfahrungen, die physische und psychische Konstitution, die Verwerfungen und Verletzungen. Gerade auch die Auswahl der Kleindarsteller trägt dazu bei, dass der Film sozial und soziologisch ungemein genau wirkt. Bescheiden im Aufwand, aber nahezu makellos in der Ausführung. Klein – und doch von erheblicher Größe.
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