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Nicht nachtragend
Wie wir wenigstens seit eineinhalb Jahren wissen, sind S-Bahn-Fahrgäste hart im Nehmen. Und wie sich jetzt herausstellt, sind sie trotz allem Ungemach, das sie erleiden müssen, noch nicht einmal nachtragend. Es klingt paradox, aber das Unternehmen hat derzeit so viele Stammkunden wie noch nie. Die Zahl der Abonnenten nahm gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent, die der Jahreskartenbesitzer sogar um gut ein Fünftel zu.
Der Run auf die Tickets ist natürlich stimuliert durch die attraktive »Entschuldigung« des Unternehmens. Mit 70 Millionen Euro werden die Tickets gesponsert, zusammen mit der Entschädigung vom Vorjahr sind das schon 105 Millionen Euro. Dadurch können Stammkunden praktisch zwölf Monate Bahn und Bus zum Preis von acht Monaten fahren.
Trotzdem, wer steckt schon Geld in ein Unternehmen, das dafür nicht die erwartete Leistung bringt? Insofern ist der Zuwachs der Stammkunden eine Art Vertrauensvorschuss für die S-Bahn, so schnell wie möglich wieder zum Normalbetrieb zurückzukehren. Bisher hat sie ihn noch nicht gerechtfertigt, sondern ist im Gegenteil vom eigenen Fahrplan aus der Krise abgewichen. Sollte sich da nicht bald etwas ändern, dürfte es für die S-Bahn wieder teuer werden. Aber ob ihr auch mit einer weiteren »Entschuldigung« die Fahrgäste noch die Treue halten werden, ist fraglich.
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