Jena spielt wie ein Absteiger
3. Liga: Nach trostloser Nullnummer gegen Babelsberg halten Negativserien
Bei der Pressekonferenz schauten die Medienvertreter irritiert drein. Nach der Nullnummer zwischen den Abstiegskandidaten FC Carl Zeiss Jena und SV Babelsberg 03 hatte Zeiss-Coach Wolfgang Frank zum Rundumschlag ausgeholt. »Fakt ist, ich trainiere einfach eine schwache Truppe, die keine Tore schießt, die hinten schwach ist, die keinen Zusammenhalt hat, die keinen Bock hat und alles vermissen lässt, was man eigentlich braucht«, sagte er. Im Großen und Ganzen hätte der frühere Bundesligaprofi das jämmerliche Gekicke vor 4144 Zuschauern nicht besser beschreiben können.
Doch Frank meinte dann doch etwas ganz anderes und fuhr fort: »Was ich jetzt gesagt habe, ist eine glatte Lüge. Weil ich eine Truppe habe, die mir Freude macht, wie sie sich entwickelt. Es gibt Gründe, warum wir nicht gewonnen haben. Das muss sich noch entwickeln. Es war ein sehr intensives Spiel. Das hat Spaß gemacht.«
Der Spaßfaktor bei den Zuschauern war jedoch gleich Null. Die Negativserien von Jena und Babelsberg halten an. Während die Thüringer zum zwölften Mal in Folge ohne Sieg blieben, warten die Brandenburger seit sechs Begegnungen darauf. Am Sonnabend spielte Not gegen Elend – gepaart mit mangendem Selbstvertrauen und beiderseitiger Angriffsschwäche. »Wir wollten nach drei Niederlagen in Folge kompakt und zu Null spielen. Das ist uns gelungen. Wir sind auf einen Gegner getroffen, der genauso verunsichert ist«, sagte Babelsbergs Trainer Dietmar Demuth. »In der jetzigen Situation kann man nicht alles verlangen.«
Während Jena in Hälfte eins trotz der Spielkontrolle nicht eine Gelegenheit besaß, versprühten die Gäste noch etwas Torgefahr. Doch den Fernschuss von Routinier Almedin Civa entschärfte Zeiss-Keeper Carsten Nulle locker (26.) und der Freistoß von Tom Schütz flog links unten vorbei.
Im zweiten Abschnitt versuchte Jena vergeblich, den Kontrahenten niederzukämpfen. Dem auch im vierten Spiel unter Coach Frank sieglos bleibenden FC Carl Zeiss fehlte in den entscheidenden Situationen von Sebastian Hähnge (60., 83.) und André Luge (74.) Glück und technisches Vermögen. Das »Meisterstück« lieferte Exauce Mayombo ab. Der Ex-Berliner schlug freistehend vor dem Babelsberger Kasten ein Luftloch, nachdem SVB-Schlussmann Marian Unger einen Schuss von Orlando Smeekes prallen gelassen hatte.
Am Ende hatte Jena großes Glück, dass das Schiedsrichtergespann bei einem regulären Treffer von Süleyman Koc (70.) fälschlicherweise auf Abseits entschied.
Für weitere Aufregung bei Babelsberg sorgt die Personalie Ralf Hechel. Ende Oktober wurde bekannt, dass der Manager inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit der DDR war. Die Fans protestierten wie in der Vorwoche beim Heimspiel gegen Braunschweig mit Transparenten wie »Schnee von gestern?« gegen Hechel.
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