Traum fällt aus

Haile Gebrselassie / Das 37-jährige »äthiopische Laufwunder« trat überraschend zurück

»Ich trete zurück, lasst mich einen anderen Job machen.« Mit diesen Worten wurde Haile Gebrselassie, der fast zwei Jahrzehnte den Ruf als »äthiopischer Wunderläufer« genoss, am Sonntag beim New-York-Marathon zitiert. Nun, mit 37 Jahren eine so ungewöhnlich erfolgreiche Laufbahn zu beenden, ist eigentlich nicht so überraschend. Immerhin hat Gebrselassie in spektakulärer Weise Leichtathletik-Geschichte geschrieben, so dass er sich getrost zurückziehen kann.

Haile Gebrselassie beherrschte spätestens seit 1992, als er zweifacher Junioren-Weltmeister (5000 und 10 0000 m) wurde, die Laufszene wie kein anderer. Er feierte Triumphe auf allen Distanzen von 1500 Meter bis zum Marathon und war als Krönung über 10 000 Meter zweimal Olympiasieger (1996, 2000) und viermal Weltmeister in Serie (1993, 1995, 1997, 1999). Der nur 1,65 Meter große Läufer stellte 26 Weltrekorde auf, darunter die noch immer gültige Marathon-Weltrekordzeit von 2:03:59 Stunden am 28. September 2008 beim Berlin-Marathon, den er insgesamt viermal gewann.

Der stets lächelnde, populäre Läuferstar, als achtes von zehn Kindern in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und inzwischen selbst vierfacher Familienvater, ist dank seiner läuferischen Erfolge zum Millionär aufgestiegen und erfolgreicher Hotelbesitzer in Addis Abeba. Sportlich hatte Äthiopiens stets bescheiden gebliebener Volksheld noch einen Traum: Er wollte 2012 in London noch einmal an den Start gehen und Marathon-Olympiasieger werden. Ein Akt auch der Rehabilitation nach seiner olympischen Enttäuschung 2008 in Peking, als er – inzwischen zum Marathonlauf gewechselt – es noch einmal auf seiner Lieblingsstrecke über 10 000 Meter wissen wollte. Doch als Sechster erlitt er eine Niederlage, geschlagen von den jüngeren Konkurrenten ausgerechnet aus seinem Heimatland.

Gebrselassie hatte es sich trotz seiner Knieprobleme, unter denen er seit längerem litt, in den Kopf gesetzt, einmal beim New-York-Marathon dabeizusein. Doch sein Debüt am Sonntag im Feld der über 45 000 Teilnehmer endete nach 24 Kilometern. Verletzungsbedingt schied er aus und verkündete: »Lassen Sie mich der Jugend eine Chance geben.« Der »Läufer-König« trat ab, unter Tränen und früher als geplant.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.