Dem Sinnlosen Sinn geben

Ein Jahr nach Robert Enkes Tod hilft seine Frau Teresa Leidensgenossen

  • Andreas Hardt, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Waldfriedhof in Empede wird abgesperrt, wenn sich heute eine kleine Trauergemeinde am Grab von Robert Enke trifft. Vielleicht zehn engste Verwandte und Freunde, die des vor einem Jahr verstorbenen Nationaltorwartes gedenken. Die Trauer soll nicht zum medialen Event werden. Stille ist erwünscht. Privatsphäre.

Eine Delegation des Deutschen Fußball-Bundes mit Präsident Theo Zwanziger, Oliver Bierhoff und Joachim Löw sowie Klubchef Martin Kind von Hannover 96 werden Teresa Enke (Foto: dpa) und ihre eineinhalbjährige Tochter Leila begleiten. Auf Wunsch der Witwe ist der Kreis so klein.

Familie Enke lebt zurückgezogen in ihrem Bauernhaus im Dorf Empede bei Hannover. »Es geht Teresa besser, wenn sie nicht in der Öffentlichkeit steht«, sagt Enkes Freund und Berater Jörg Neblung genau ein Jahr nach dem Selbstmord des an Depressionen erkrankten Fußballers.

Trost gewinnt sie offenbar aus der Arbeit für die Robert-Enke-Stiftung, deren Vorsitzende sie ist. »Es hat mich sehr gefreut, dass die Sinnlosigkeit von Roberts Tod jemand anderem geholfen hat«, sagt Teresa Enke in einer sehenswerten Dokumentation über das Thema Depressionen, die heute um 23 Uhr bei Sky ausgestrahlt wird. Konkret meint Teresa Enke den Fußballer Andreas Biermann, der erst durch ihre Pressekonferenz nach dem Tod ihres Mannes erkannt hatte, dass er ebenfalls erkrankt ist, und umgehend Hilfe suchte. »Andreas Biermanns Aussage, dass ihm meine Pressekonferenz das Leben gerettet hat, hat mich natürlich sehr gefreut«, sagt Teresa Enke.

Die Stiftung unterstützt Projekte, die über Depressionskrankheiten aufklären und deren Behandlung erforschen. »Es gibt einige Personen, die aus der Klinik geschrieben haben, und sagen, sie haben sich jetzt geöffnet und einweisen lassen«, erzählt Frau Enke von ersten Erfolgen in ihrem Kampf gegen die tückische Krankheit. »Teresa macht die Arbeit in der Stiftung Spaß, sie ist sehr motiviert«, berichtet Stiftungs-Geschäftsführer Jan Baßler: »Sie möchte dem Tod ihres Mannes einen Sinn geben.«

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