Afrikaner wollen mitreden
G20-Gipfel: Südafrika drängt auf einen Sitz im IWF-Vorstand
Beim G20-Gipfel in Seoul macht sich Südafrikas Präsident Jacob Zuma für einen zusätzlichen, dann 25. Vorstandssitz im Internationalen Währungsfonds (IWF) für Afrika stark. In der Hoffnung, dass man diesen selbst einnehmen wird. »Der afrikanische Kontinent ist derzeit im IWF unterrepräsentiert«, begründete Finanzminister Pravin Gordhan den Vorstoß.
Momentan ist Afrika südlich der Sahara von Sierra Leone und Ruanda vertreten – zwei Staaten also, die mit ihrer geringen Wirtschaftskraft und geringfügigen internationalen Exportbeziehungen eher belanglos im Rahmen globaler Finanzpolitik sind. Die mit Abstand stärksten Wirtschaftsmächte des Kontinents sind allerdings Ägypten, Nigeria, Kenia – und eben Südafrika.
Mit einem Sitz für das regionale Schwergewicht Südafrika soll es mehr Einfluss auf die internationale Währungspolitik und deren Auswirkungen für den Kontinent geben. Gordhan kam die Idee, da in Seoul ohnehin über eine IWF-Reform entschieden werden soll. Europa hatte sich nach langem Tauziehen bereiterklärt, zwei seiner IWF-Vorstandssitze an Schwellenländer abzugeben. Als Favoriten werden China und die Türkei genannt. Und US-Präsident Barack Obama ließ Anfang der Woche in Delhi durchscheinen, dass er Indiens Position im IWF befürwortet. Damit sehen Südafrikas Chancen nicht besonders rosig aus.
Nicht gerade hilfreich dürfte gewesen sein, dass Minister Gordhan letzte Woche die Pläne der US-Notenbank, 600 Milliarden Dollar in die amerikanische Wirtschaft zu pumpen, scharf kritisierte. Das sei strategisch überaus ungünstig gewesen, meint Peter Draper vom Südafrikanischen Institut für Internationale Angelegenheiten in Kapstadt. Gordhan scheint erkannt zu haben, dass es sein Land wahrscheinlich nur dann in den IWF- Vorstand schafft, wenn er sich in Seoul für einen dritten Schwellenlandsitz einsetzt, der Subsahara-Afrika reserviert ist.
»Die Zeit für eine solche Forderung ist reif«, meint Tony Twine, Wirtschaftswissenschaftler und Leiter der Finanzberatung Econometrix in Johannesburg. Südafrikas Finanz- und Zentralbankvertreter seien längst »weltweit respektiert«. Gleichzeitig liege das größte Wachstumspotenzial in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Schwellenländern, »und das gibt Ländern wie Südafrika neue Bedeutung«, glaubt Twine.
Als wirtschaftliches Machtzentrum in Afrika ist es wahrscheinlich, dass Südafrika mit seinem Anliegen die Unterstützung vieler Nachbarländer erhalten wird. Doch dies allein wird nicht ausreichen: »Südafrika bräuchte außerdem die Stimmen von G7-Ländern und anderen wirtschaftlich wichtigen Spielern, wie beispielsweise Brasilien. Und die sind nicht garantiert«, meint Experte Draper. Ökonom Twine rät Finanzminister Gordhan trotzdem, sein Glück zu versuchen.
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