Ein begehbares Rezeptbuch

Im Schöneberger Kochhaus gibt es alle Zutaten für ein Gericht an einem Tisch

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 3 Min.
Ort der Inspiration, Lebensmittelgeschäft und Showküche: Doch vor allem ist das Kochhaus an der Schöneberger Akazienstraße ein begehbares Rezeptbuch. Fünf junge Berliner hatten die Idee und bieten seit kurzem alle Zutaten unter einem Dach.
Susanne Claasen aus Zehlendorf beim Einkauf
Susanne Claasen aus Zehlendorf beim Einkauf

Der Appetit kommt beim Anschauen der großen Tafeln. Sie sind mit kleinen Fotos vollgepackt, die einen auf den Geschmack bringen. Kartoffeln kann man darauf sehen, Zwiebeln, daneben ein Bund Kerbel und Thymianblätter. Auch ein Holzbrett ist abgebildet, auf dem ein paar Scheiben Rinderfilet liegen und ein Schälchen mit Scamorza-Käse. »Rinderfilet in Balsamico pochiert mit Kartoffel-Scamorza-Gratin« steht darüber geschrieben. »Einfach zuzubereiten«, heißt es dann noch auf der Tafel. Und direkt davor auf einem breiten Tisch liegen auch gleich die frischen Zutaten, die für dieses Gericht benötigt werden. »Bei uns sind die Lebensmittel nicht nach Warengruppen sortiert, sondern nach Rezepten«, erklärt Dorothée Stöber vom Gründerteam.

18 solche übersichtlich gestalteten Tische füllen den großzügigen Laden in Schöneberg. Unterteilt in Vorspeisen, Hauptgericht und Dessert laden sie zu einem inspirierenden Rundgang ein. Es sind Gerichte, die den alltäglichen Speiseplan aufpeppen. Und es sind Kombinationen, die ein Durchschnitts-Hobbykoch wahrscheinlich von allein so nie wählen würde. »Weil es die Zutaten normalerweise nicht aus einer Hand oder portioniert gibt und der Einkauf dann sehr stressig wird«, beschreibt Dorothée Stöber ihre eigenen Erfahrungen.

Diese »Hürde der Vergangenheit« war praktisch das Signal für eine bislang deutschlandweit einmalige Geschäftsidee. Sie wurde vor zwei Jahren geboren und nach und nach von den fünf jungen Leuten, die zwischen 27 und 32 Jahre alt sind, umgesetzt.

Benjamin Rendtroff ist als gelernter Koch und Küchenmeister der kreative Kopf der Rezeptideen. In einer Wohnung über dem Geschäft bereitet er zunächst die Speisen zu. Dann wird gekostet und von einem Laien nachgekocht. »Wir wollen es unseren Kunden so einfach wie möglich machen«, sagt Kommunikations- und Betriebswirtin Stöber.

Das durchweg positive Echo bestätigt den »Erfindern« den richtigen Weg. Bereits zur Eröffnung kamen 3500 Interessierte in das Kochhaus. Mit so einem überwältigenden Anklang hätten die fünf Berliner nie gerechnet. Zu ihrer Freude lassen sich alle Altersgruppen blicken, einige Kiezbewohner holen sich inzwischen sogar jede Woche neue Ideen. »Ich habe schon einiges nachgekocht und bin begeistert«, sagt Matthias Schäfer aus Schöneberg. Toll findet er auch die Flyer, die jeder mitnehmen kann, mit einer bebilderten Arbeits-Anleitung.

Besonders voll wird das begehbare Kochbuch immer zum Ende der Woche: Wegen der zwei bis drei neuen Kreationen. Ende November gehört dazu natürlich ein Weihnachtsmenü.

Doch das Kochhaus ist mehr als ein Lebensmittelmarkt. Es werden regelmäßig Kochkurse angeboten, zudem kann der Laden für Feiern gemietet werden.

Kochhaus, Akazienstraße 1/Ecke Hauptstraße, 10823 Berlin.
Die nächsten Kochkurse finden statt: 5.12., 11.12., 18.12.
Infos unter www.kochhaus.de.

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