Wackliges Nein

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Bundesumweltminister hat den Abtransport von abgebrannten Brennelementen aus dem ehemaligen Zentralinstitut für Kernforschung der DDR in Rossendorf nach Russland gestoppt. Eine gute Nachricht? Für die Anwohner der kerntechnischen Anlage Majak am Ural, wo die Castoren hingekommen wären, vielleicht. Obwohl die Gegend schon heute radioaktiv so verseucht ist, dass die vergleichsweise modernen Behälter aus Deutschland die Lage kaum bedrohlicher gestaltet hätten. Und für die Anti-AKW-Bewegung in Deutschland? Die muss sich einerseits mit der weiteren Anwesenheit von fast 1000 Brennstäben in einem der hiesigen, auch nicht eben sicheren Atommüllzwischenlager abfinden. Andererseits erhöht das Eingeständnis von Minister Röttgen, dass das Wegschieben nach Russland bei den dortigen Sicherheitsstandards keine Endlageralternative ist, den Druck, ein Endlager in Deutschland zu finden.

Die immer wieder von den Gorleben-Gegnern eingeforderte ergebnisoffene Suche allerdings könnte noch zur Zerreißprobe für die Antiatom-Bewegung werden. Denn den einen, für Jahrmillionen mit allen Eventualitäten sicheren Standort wird es kaum geben, das zeigt schon ein Blick in die Studien zu den verschiedenen Wirtsgesteinen von Ton bis Salz. Und so wird bei einer neuen Suche wohl jede Nachbarschaft eines solchen potenziellen Endlagers die Schwächen des Standorts herausstreichen. Hält das Nein zu Russland dann auch noch?

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