Für Belarus

Standpunkt von Detlef D. Pries

  • Lesedauer: 1 Min.

Alexander Lukaschenko, seit 16 Jahren Herrscher über Belarus, hat sich seine Amtszeit ein weiteres Mal verlängern lassen. Eigentlich zweifelte niemand daran, dass ihm das gelingen würde: Für einen Großteil der Belarussen ist »Batka« ohnehin ein treu sorgender Landesvater, der sie bisher vor sozialen Katastrophen bewahrte. Seine Gegner indessen schienen resigniert zu haben, nachdem ihr Versuch einer »Revolution in Jeansblau« 2006 gescheitert war. Zumal selbst Kritiker Lukaschenkos – sowohl in Belarus als auch im Westen – Fortschritte in Richtung einer Liberalisierung und der Anwendung demokratischer Standards bei dieser Präsidentenwahl sahen. Auch die mehr als 1000 internationalen Beobachter wussten bis zur Schließung der Wahllokale am Sonntag von eklatanten Regelverstößen nicht zu berichten.

So überraschte der zehntausendfache Vorwurf der Wahlfälschung, der am Sonntagabend im Zentrum von Minsk erhoben wurde, gewiss nicht nur Lukaschenko. Als der Protest zur Randale ausartete, reagierte die Polizei mit bekannter, also unverhältnismäßiger Härte. Der Hagel von Kritik und Entrüstung, der daraufhin einsetzte, ist berechtigt. Dennoch darf man fragen, wem daran gelegen war, Belarus wieder in die Ecke der geschmähten »letzten Diktatur Europas« zu bugsieren. Wer immer es war: Der Bevölkerung des Landes, ihrer sozialen und rechtlichen Situation wäre mit einer neuerlichen Isolierung, mit neuen Sanktionen am wenigsten gedient.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -