Sklavenaufstand

Standpunkt von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 1 Min.

Man kann es keiner Berufsgruppe verübeln, wenn sie sich für angemessene Verdienste einsetzt. Das gilt auch für bayerische Hausärzte. Allerdings muss man deren Treiben in Relation setzen. Hausärzte verdienen in Bayern rund 6000 Euro netto, 18 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Weil es künftig keine Sonderkonditionen mehr für Hausärzte geben soll und das System der Selbstverwaltung versagte, in dem die Ärztehonorare ausgehandelt werden, rief ein weiß-blauer Spartakus dazu auf, keine Kassenpatienten mehr zu behandeln und aus der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auszusteigen. Ausgerechnet jene bezeichnen sich als »Sklaven«, deren Platz im Gesundheitssystem nicht der schlechteste ist. Wie nennen sie eigentlich die Patienten?

Der Hausärzteaufstand, der sich angeblich gegen Regierungspolitik, Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler und die Krankenkassen richtet, bedient sich der Patienten als Geiseln. Die allein haben die Folgen dieser grotesken Eigensucht auszubaden, wenn sie in einigen Monaten den Arzt erst in zig Kilometern Entfernung finden. Manche Ärzte vergessen offenbar, dass 90 Prozent der Menschen gesetzlich versichert sind und davon alle in der Medizin Beschäftigten profitieren. Noch. Wenn künftig Aktionen wie diese vernünftige Verhandlungen über die Ausgestaltung der GKV ersetzen, wird dieses System schneller vernichtet sein, als es sich Rösler und Konsorten vorstellen können. Ob das für die bayerischen Sklaven dann besser ist?

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