Tüten und Regierungen

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein seltsames Land, dieses Italien. Und ein seltsames Volk, diese Italiener. Überall auf den Straßen liegt der Abfall herum, in Neapel türmt er sich sogar, Mülltrennung ist in weiten Teilen ein unbekanntes Wort. Und dann dies: Da werden einfach so, von heute auf morgen, die Plastiktüten verboten. Und Italien wird – zumindest auf diesem Gebiet – zum Vorreiter in Europa. Die Italiener, die bisher die größten Konsumenten von Plastiktüten auf unserem Kontinent waren, werden sich – das kann man heute schon mit Sicherheit sagen – an das Verbot halten und brav zu Jutesäcken und Henkelkörben greifen, die sie aus irgendwelchen Schränken auf dem Dachboden hervorgekramt haben.

Mit dem Rauchverbot war das ja auch so: Ohne zu murren haben sie innerhalb von wenigen Tagen aufgehört, in Restaurants und Bars zu qualmen, wobei doch für so viele die Zigarette einfach zum Espresso dazu gehört. Da wurde noch nicht einmal über mögliche Ausnahmen diskutiert: Man ist einfach vor die Tür gegangen und damit basta! Die Italiener haben die kleinen Unannehmlichkeiten mit Humor genommen und waren sogar ein wenig stolz auf sich. Mit den heiß geliebten Tüten wird es nicht anders sein.

Also freuen wir uns! Und sind auch ein wenig wütend: Warum schicken sie mit dem gleichen Lächeln nicht auch Berlusconi und seine Regierung in die Wüste, warum kümmern sie sich nicht ebenso stolz um ihre Baudenkmäler oder Kunstschätze, anstatt sie verkommen zu lassen? Es muss doch eine Antwort auf diese Fragen geben! Aber vielleicht ist es ja einfach so, wie einst schon Asterix erklärte: »Die spinnen, die Römer!«.

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