Hot Spot Abyei
Kriegswarnung vor der Volksabstimmung
Abyei (IPS/ND). In der Region Abyei bahnt sich ein Konflikt zwischen den beiden dominierenden Volksgruppen an. So hat ein Vertreter des arabischen Nomadenvolkes der Misseriya der Bevölkerungsmehrheit der ethnischen Ngok-Dinka mit dem Ausbruch von Gewalt gedroht, sollte Abyei Südsudan zugeschlagen werden. »Falls die Dinka diese Entscheidung treffen – Abyei an den Süden anzuschließen – wird es unverzüglich und ohne weitere Erklärung zum Krieg kommen«, warnte Bishtina Mohammed El Salam am 3. Januar gegenüber dem arabischen Nachrichtensender Al Dschasira. Den Dinka sollte klar sein, »dass sie von denjenigen, die sie zu einer solchen Entscheidung ermutigten, keine Hilfe zu erwarten haben«.
Die sesshaften Dinka hatten im Bürgerkrieg von 1983 bis 2005 auf Seiten des christlich-schwarzen Südens gestanden, dem sie sich kulturell und ethnisch zugehörig fühlen. Die Misseriya hingegen, die das Gebiet mehrere Monate im Jahr mit ihrem Vieh durchziehen, sind dem Nordsudan zugetan. Viele von ihnen ließen sich im längsten Krieg Afrikas als Milizen für den Norden anwerben.
Die Misseriya fürchten um den Zugang zu den Weiden, sollte Abyei Teil des Südsudans werden. Dem Friedensabkommen von 2005 zufolge sollen die Menschen in Abyei in einem separaten Referendum entscheiden, ob sie dem Norden oder dem Süden angehören wollen. Doch strittige Grenz- und Wohnrechtsstreitigkeiten sorgten dafür, dass der ebenfalls für den 9. Januar anberaumte Volksentscheid verschoben werden musste. Abyei könnte wie 2008 erneut zu einem Pulverfass werden. Damals wurden viele Städte und Dörfer in dem Gebiet durch Kämpfe zwischen den Truppen des Nordens und Einheiten der Südsudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLM) nahezu dem Erdboden gleichgemacht. Um die 100 Menschen starben, mehr als 50 000 Menschen wurden in die Flucht getrieben.
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