Werbung

Kapitalismus nicht Ende der Geschichte

  • Gesine Lötzsch
  • Lesedauer: 3 Min.
Die 49-Jährige ist seit 2010 Vorsitzende der Partei DIE LINKE.
Die 49-Jährige ist seit 2010 Vorsitzende der Partei DIE LINKE.

Die entscheidende Frage in diesem Jahr ist: Können wir sieben Wahlkämpfe erfolgreich bestreiten und gleichzeitig ein solides Parteiprogramm beschließen? Ja, aber nur, wenn wir viel selbstbewusster werden! Ich wurde gefragt, ob wir uns in diesem Superwahljahr in der Programmdiskussion nicht etwas zurückhalten sollten, um die Menschen nicht zu verschrecken. Nein, unsere Wählerinnen und Wähler sind überhaupt nicht schreckhaft. Im Gegenteil!

Ist es nicht erstaunlich, dass DIE LINKE in den Umfragen stabil bei elf Prozent steht, obwohl das gesamte Establishment mit Mann und Maus gegen uns zu Felde zieht? Wenn wir noch mehr Menschen für uns gewinnen wollen, dann dürfen wir unsere langfristigen Ziele nicht schamhaft verstecken. Wir wollen eine andere, eine solidarische, ökologische und friedliche Gesellschaft – den demokratischen Sozialismus. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Ein zurück zu einem autoritären Sozialismus wird es nicht geben. Das ist Konsens in unserer Partei.

Was die Menschen verschreckt und ihnen Angst macht, ist ein Kapitalismus, der aus dem Ruder läuft. Das konnten wir an allen Ecken und Enden dieser Welt seit Jahren beobachten, ohne direkt betroffen zu sein. Doch mit der größten Finanzkrise des Kapitalismus erleben wir in den Zentren des Kapitalismus hautnah die dramatischen Systemausfälle, die nur scheinbar wie Naturkatastrophen über uns hereinbrachen. Unbeholfen versuchten Regierungen in der ganzen Welt, diese Ausfälle notdürftig in den Griff zu bekommen. Milliarden an Steuergeldern wurden in der ganzen Welt bereitgestellt, um das kapitalistische Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu retten. Milliarden wird es noch kosten, den Euro vor dem Untergang zu bewahren. Allerdings haben die Regierungen nur die Spiel-Casinos dieser Welt mit frischem Geld versorgt, so dass die Spekulanten weiter zocken können. Die Ursachen wurden nicht beseitigt.

DIE LINKE fordert eine Finanztransaktionssteuer und viele andere Maßnahmen, um zukünftige Finanzkrisen einzudämmen. Doch wir wissen, dass auch die beste Regulierung des Kapitalismus solche Krisen nicht verhindern wird, weil sie zum System gehören. Diese Einsicht ist für uns von grundsätzlicher Bedeutung in den Landtagswahlkämpfen.

Eigentlich müsste jedes unserer Wahlprogramme mit einem kleinen Stern oder einer Fußnote versehen werden: Unser Wahlprogramm steht unter Vorbehalt. Krisen sind im Kapitalismus Teil des Systems und können uns immer wieder unsere hart erarbeiteten Erfolge kaputtmachen. Darüber müssen wir alle Wählerinnen und Wählern unbedingt aufklären. Die besten Wahlprogramme können nicht darüber hinwegtäuschen, dass uns der Kapitalismus erbarmungslos Grenzen setzt, wenn es um eine gerechtere, ökologischere und friedlichere Welt geht.

Es gibt Menschen, die der Meinung sind, dass wir in den Bundesländern auch nur die Armut verwalten können und es deshalb sinnlos wäre, wählen zu gehen. Denen sagen wir: Nur mit Ihrer Unterstützung wird es uns gelingen, die Verteilung der Reichtümer unserer Gesellschaft grundsätzlich neu zu regeln. Der Kapitalismus ist für uns nicht das Ende der Geschichte. Unser Ziel ist der demokratische Sozialismus.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -