Schäuble auf die Couch

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 2 Min.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist um seinen Job wahrlich nicht zu beneiden. Ihn drückt die historisch beispiellose Last öffentlicher Schulden. Aber nicht nur das. Zu allem Überfluss bekommt

er jetzt auch noch Post von einer spitzfindigen Initiative, die einen Vorschlag macht, wie er seine Verbindlichkeiten auf höchst einleuchtende Art und Weise mittels einer Vermögensabgabe in einer überschaubaren Frist los werden kann. Zwei Prozent über zehn Jahre, entschärft durch dosierte Freibeträge, bringen keinen um. Niemand muss sich angesichts des unerwarteten Vermögensverlusts von einer Brücke oder einem Hochhaus stürzen. Vater Staat wäre zugleich seiner Schulden entledigt und könnte sich wieder ungehemmt seiner gestaltenden Pflichten zum Wohle aller Landeskinder widmen. Welch eine Vision!

Im Hause Schäuble scheint das gut gemeinte Schreiben indes das blanke Entsetzen ausgelöst zu haben, gepaart mit traumatischen Wahnvorstellungen und schockartigen Anfällen von Amnesie. Der Geist von Altkanzler Adenauer erzeugt hier nur noch nackte Angst. Jedwede Erhebungen über den Vermögensbestand und dessen Verteilung im Lande sind zudem plötzlich unbekannt, so dass das Aufkommen einer solchen Abgabe ins Reich der Spekulationen verwiesen werden kann. Und: Eigentum an Grund und Boden – gemeinhin als immobil bekannt – bekommt schlagartig Beine, mit denen es sich fluchtartig dem gefürchteten Zugriff des Fiskus entzieht! Wahrlich Mitleid erregende Zustände. Sie lassen nur einen Schluss zu: Die Spitzen des Bundesfinanzministeriums gehören unverzüglich auf die Couch!

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