Werbung

Endspiel für Schweden

Gastgeber brauchen nach Blamage gegen Argentinien Sieg über Polen

  • Mark Wolter, Kristianstad
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Meldung der schwedischen Medien passte gestern irgendwie in die trübe schwedische Stimmung: Dänische Handballfans haben mehr Tickets für die Hauptrundenspiele in Malmö gekauft als die Anhänger des WM-Gastgebers, der ebenfalls im Hauptaustragungsort zu seinen drei Partien antritt. Dass Schwedens Handballer dabei sein werden, ist seit gestern klar. Dass sie die Hauptrunde erfolgreich überstehen, ist nach der überraschenden 22:27-Vorrundenniederlage gegen Argentinien allerdings mehr als fraglich. Um noch eine realistische Chance auf das Halbfinale zu haben, müssen die Gastgeber heute gegen die favorisierten Polen gewinnen, um wenigstens zwei Punkte in die Hauptrunde mitzunehmen.

Allerdings musste sich das Team um das Trainergespann Ola Lindgren und Staffan Olsson am Ruhetag in Göteborg erst mal mit den wenig zimperlichen Reaktionen im Land beschäftigen. »Zeit aufzuwachen, Schweden« titelte die Zeitung »Göteborgs Posten«. Als »Riesiges Fiasko« bewertete »Nyhetskanalen« den Auftritt, von umgefallenen und ausgeknockten Schweden schrieb das »Svenska Dagblatet«, und das »Aftonbladet« hielt das Spiel der Gastgeber sogar für den »schlimmsten Flop aller Zeiten«.

»Das war ein großer Rückschlag«, gab Trainer Lindgren zu. »Wir hatten bleierne Füße und haben durchweg schlecht gespielt.« Entsprechend mühten sich er und Olsson darum, die Mannschaft wieder aufzurichten und Optimismus in der Unterkunft in Stenungsund zu verbreiten. Wenn alle ihre Leistung über die gesamte Spielzeit abrufen, könnte man auch Polen bezwingen, so Lindgren. Dennoch sah sich das Trainerduo zu einer Veränderung gezwungen: Spielmacher Lukas Karlsson wurde kurzfristig aus dem Kader gestrichen und durch Fredrik Larsson ersetzt. »Er soll für mehr Qualität im Angriffsspiel sorgen«, sagte der 46-jährige Lindgren.

Eine Belebung in der Offensive kann dem schwedischen Spiel heute gegen Polen nur guttun, mangelte es gegen Argentinien doch vor allem an Kreativität. Die Außenspieler wurden kaum eingebunden, viel zu oft versuchten es die Schweden mit Würfen aus der Distanz. »Unser Angriffsspiel war zu lahm«, meinte Rückraumspieler Jonas Larholm. »So wird es schwer gegen Polen. Die sind auf jeder Position Weltklasse besetzt.« Die Hoffnungen ruhen nun vor allem auf Schwedens größtem Talent Oscar Carlén, der ab Sommer in Hamburg spielt, der Kieler Kim Andersson ist nach einer Knieoperation noch nicht fit genug.

Während die Argentinier, die auch schon die Polen beim 23:24 am Rand einer Niederlage hatten, nach dem erst zweiten Erfolg über ein europäisches Team überhaupt mit Trainer Guillermo Mailand über »ein fast perfektes Spiel« jubelten und nun gute Aussichten für den weiteren Turnierverlauf haben, müssen die Gastgeber bangen. Bei einer Niederlage heute Abend würden die Schweden ohne Punkte in die Hauptrunde einziehen, das Halbfinale wäre damit nur noch theoretisch möglich.

Auch wenn die WM für die Gastgeber mit einer Enttäuschung schon vor der Finalrunde enden sollte, an der Entwicklung mit dem Trainerduo soll in jedem Fall festgehalten werden. »Es ist unser Wunsch, dass sie bis Olympia 2012 bleiben« sagt WM-Turnierdirektor Arne Elovsson. Und auch Trainer Staffan Olsson bittet um Geduld: Nach der enttäuschenden EM im vergangenen Januar in Österreich, als man punktlos in der Vorrunde scheiterte, müsse man nun »kurzsichtig und Schritt für Schritt arbeiten«.

Gruppe B:

Japan - Ungarn 24:28 (8:13)
Norwegen - Brasilien 26:25 (13:12)
Österreich - Island 23:26 (16:11)
1. Island 4 128:97 8
2. Ungarn 4 116:103 6
3. Norwegen 4 117:107 6
4. Österreich 4 114:116 2
5. Japan 4 108:129 2
6. Brasilien 4 99:130 0

Island, Ungarn und Norwegen haben sich für die Hauptrunde qualifiziert.

Gruppe D:

Chile - Slowakei 29:29 (15:12)
Südkorea - Polen 20:25 (11:10)
Schweden - Argentinien 22:27 (10:12)
1. Polen 4 122:99 8
2. Schweden 4 118:91 6
3. Argentinien 4 98:89 5
4. Südkorea 4 106:102 3
5. Slowakei 4 102:125 1
6. Chile 4 92:132 1

Polen und Schweden haben sich für die Hauptrunde qualifiziert.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.