Enge Ställe nicht mehr fördern
Niedersachsens LINKE fordert mehr Tierschutz
Niemals dürfe ein Tier wie eine Sache behandelt werden, rief die agrarpolitische Sprecherin der LINKEN, Marianne König, am Freitag den Abgeordneten in Hannover zu. Die Pflicht zum Tierschutz leite sich sowohl aus dem humanistischen Kulturerbe ab als auch aus der Achtung gegenüber allen Kreaturen. Es gelte, Richtlinien für artgerechte Zucht, Haltung und Ernährung aller Nutztierarten in Niedersachen zu erarbeiten, so hatte es die Fraktion in ihrem Antrag formuliert.
Nur artgerechte Tierunterkünfte sollten gefördert werden. Kein öffentliches Geld dürfe es für Ställe geben, in denen die Tiere auf Spaltenböden stehen, angebunden werden oder keine Möglichkeit zum Auslauf ins Freie haben. Niedersächsische Richtlinien, so die Linksfraktion, sollten so gut gestaltet sein, dass sie von der Bundes- und Europaebene übernommen werden.
Produktbezeichnung »tiergerecht erzeugt«
Eingehende Aus- und Weiterbildung aller, die mit Nutztieren umgehen, sind eine weitere Forderung im Tierschutzkatalog der LINKEN. Auch soll sich die Regierung dafür einsetzen, dass eine Produktbezeichnung »tiergerecht erzeugt« entwickelt wird. Gerade der aktuelle Dioxin-Skandal mache deutlich, dass auch in puncto Tierernährung Handlungsbedarf besteht, sagte Marianne König. »Technische Fette sind in keinem Fall artgerechtes Futter«. Beim Verbraucher habe Tierschutz einen hohen Stellenwert. Viele Bürgerinnen und Bürger wollten deshalb einen Weg zur Agrarwende gehen.
Christian Meyer, Tierschutzfachmann der Landtagsgrünen, erinnerte Niedersachsens neuen Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) an dessen Worte, er wolle »Bedingungen schaffen, die nicht zu Tierquälerei führen«. Dieser Ankündigung müssten Taten folgen. Bislang habe es nur Verschlechterungen gegeben, sogar durch die Umsetzung von EU-Richtlinien: »Bis zu 25 Hühner dürfen jetzt auf einen Quadratmeter gequetscht werden. So eng war es noch nie«, bemerkte Meyer.
Daueraufgabe im 21. Jahrhundert
Möglichst hohe Produktivität zu möglichst niedrigen Preisen gehe zu Lasten der Tiere, warnte Renate Geuter von der SPD-Fraktion. Es sei an der Zeit, ernsthaft die Zukunft der Tierhaltung in Niedersachsen zu erörtern. Auch seitens der Tierärzteschaft werde kritisch auf veraltete Haltungsformen und die Zucht auf Höchstleistung hingewiesen.
Noch gab es keine ausführliche Debatte zu den Forderungen der Linksfraktion, vorerst wurde der Antrag in den Fachausschuss verwiesen. Aber schon jetzt waren die jeweiligen Positionen im mehrheitlich schwarz-gelben Landtag klar erkennbar. Helmut Dammann-Tamke (CDU) räumte zwar ein, artgerechte Tierhaltung sei eine »Daueraufgabe«, gab aber anderen Strukturen in der Landwirtschaft eine Absage: »Verklärte romantische Sicht auf einen Bauernhof wird den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht gerecht«.
Agrarminister Gert Lindemann (CDU) stieß ins selbe Horn, Motto: Das Meiste ist gut in Niedersachsens Ställen, das wolle man weiter ausbauen. Dazu allerdings bedürfe es nicht des Antrages der LINKEN.
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