Bienen verdienen Milliarden

Rund 80 Prozent der Nutzpflanzen hängen von Bienen-Bestäubung ab

  • Mirjam Stöckel, Brüssel
  • Lesedauer: 3 Min.
Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bienen beträgt rund zwei Milliarden Euro in Deutschland, europaweit 14,4 Milliarden Euro. Damit liegt die Honigbiene hinter Rind und Schwein auf Platz drei der wichtigsten Nutztiere.

Deutschlands Imker schlagen Alarm: Ihren Bienen gehen die Blüten und damit das Futter aus. »Bunt statt grün«, fordert der Deutsche Imkerbund deshalb anlässlich der Landwirtschaftsmesse »Grüne Woche« in Berlin. Monokulturen wie Mais für Bioenergieanlagen und eine intensive Grünlandnutzung führten dazu, dass es immer weniger blühende Pflanzen gebe und das Nahrungsangebot für Bienen immer weiter zurückgehe, warnen die Imker. Speziell angelegte Blühstreifen seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung, letztlich aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Imker verweisen auf die große Bedeutung der Bienen für die Ernteerfolge der Landwirtschaft: Ihren Angaben zufolge hängen rund 80 Prozent der Nutzpflanzen von der Bestäubung der Bienen ab. Ohne deren Hilfe würden beispielsweise nur noch zwei statt zehn Äpfel wachsen. So betrage allein in Deutschland der volkswirtschaftliche Nutzen der fleißigen Bienchen rund zwei Milliarden Euro, argumentieren die Imker. Europaweit seien es 14,4 Milliarden Euro – damit liege die Honigbiene hinter Rind und Schwein auf Platz drei der Nutztiere.

Die fehlenden Blüten machen den Bienen mittlerweile fast überall in der Republik zu schaffen. Diese Erfahrung hat auch der Duisburger Udo Schmelz, Vorsitzender des Imkerverbands Rheinland, gemacht: »Ich imkere seit 46 Jahren. Im vergangenen Jahr habe ich drei Völker verloren, weil auch in meinem Bereich die Blühstreifen nicht existieren«, erzählt er. Udo Schmelz ist nicht alleine: Viele seiner über 5000 Kollegen im Verbandsgebiet berichten Ähnliches.

Überall sterben den Imkern die Völker unter den Händen weg. So absurd das klingt: Auf dem »platten Land«, wie Schmelz sagt, hungern die Bienen besonders. Mittlerweile fänden die Insekten in den Städten leichter Nektar und Pollen, weil in Gärten, Parks und Alleen mehr blüht als auf dem Land. Diese Entwicklung fordert ihren Tribut: Den Winter 2009/2010 haben Expertenschätzungen zufolge 200 000 Bienenvölker in Deutschland nicht überlebt.

Vielen davon hat letztlich die Varoa-Milbe den Garaus gemacht, die die Winterbrut befällt. Dass dieser Schädling so leichtes Spiel hat, hängt mit dem schlechten Gesundheitszustand der Völker zusammen. Und daran sind auch die fehlenden Blüten schuld: Bekomme die Bienenkönigin zu wenig oder zu eintönige Nahrung, lege sie weniger Eier, erläutert Udo Schmelz. Dann fehle der Nachwuchs – und die wenigen Jungbienen sind geschwächt, weil auch für sie nicht ausreichend Futter da ist. »Dadurch haben wir sehr schwache Bienenvölker«, sagt Schmelz.

Der immer größer werdende Futtermangel hängt mit der Agrarpolitik der Vergangenheit zusammen: Über Jahre förderte die EU Monokulturen auf den Äckern. Ist beispielsweise der Mais verblüht, finden die Bienen kaum noch etwas zu fressen. Außerdem schaffte die Europäische Union 2008 die Subventionen für das Brachliegen von Flächen ab. Die Brachen waren Schlaraffenländer für Bienen und andere Insekten – doch mit dem Wegfall der Prämien verschwanden schlagartig etwa 400 000 Hektar solcher Flächen.

Doch nun könnte Brüssel nachbessern: Die Agrarpolitik soll naturnaher werden, fordert der zuständige Kommissar Dacian Ciolos. Er will die Subventionen für Bauern an mehr Umweltauflagen knüpfen, wieder eine Brachflächenprämie einführen und den Anbau von wechselnden Pflanzensorten auf den Feldern finanziell belohnen.

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