Schalkes letzte Titelchance

Im Viertelfinale des DFB-Pokals soll Nürnberg nur Zwischenstation auf dem Weg nach Europa sein

  • Jürgen Zelustek, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

In der Bundesliga ist Schalke 04 abgeschlagen, im DFB-Pokal voll auf Kurs: Der Vizemeister will heute (20.30 Uhr, ZDF) im Duell der Altmeister gegen Ligakonkurrent 1. FC Nürnberg den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals perfekt und damit einen wichtigen Schritt ins internationale Geschäft machen. »Gegen Nürnberg geht es um die Wurst, aber wir haben ein Heimspiel und wollen ins Halbfinale«, sagt Trainer Felix Magath selbstbewusst. Bereits vor dem Saisonstart hatte er den Pokalgewinn als Ziel ausgeben, so dass für ihn die 18. Teilnahme der Schalker am Halbfinale Pflicht ist.

Die besondere Bedeutung des Spiels hebt auch der frühere Nürnberger Peer Kluge hervor, der im vergangenen Jahr zu Schalke gewechselt ist: »Wir sind nur noch zwei Schritte von Berlin entfernt. Das ist für uns eine Chance, einen Titel zu gewinnen.«

So sieht es auch Magath, für den deshalb die Fan-Freundschaft der beiden Vereine keine Rolle spielt. »Es kann nur einer ins Halbfinale einziehen, und das wollen wir sein«, sagt der frühere Nürnberger Trainer, der in der Bundesliga-Hinrunde mit seinem Team 1:2 bei den Franken unterlag.

Doch der katastrophale Saisonstart ist bei Schalke längst abgehakt, auch wenn der Abstand zu den Europacup-Plätzen noch satte acht Punkte beträgt. »Wir gehen gestärkt in die Partie gegen Nürnberg«, sagte Abwehrspieler Benedikt Höwedes nach dem 1:0 beim Tabellendritten Hannover 96 und stellte damit das neue Selbstbewusstsein zur Schau.

Derweil träumt man in Nürnberg von einer Überraschung und einer Wiederholung des Pokalcoups von 1997, als Nürnberg im Finale mit 3:2 nach Verlängerung gegen den VfB Stuttgart die Oberhand behielt. »Gerade bei den Älteren wie Wolf, Schäfer oder Pinola ist die Erinnerung noch frisch. Die Jungs kriegen leuchtende Augen, wenn sie von damals erzählen«, berichtet FCN-Trainer Dieter Hecking, dem trotz des missglückten Rückrundenstarts mit nur einem Zähler aus zwei Spielen vor dem Auftritt in der Schalker Arena nicht bange ist.

»Wir fahren als Außenseiter nach Schalke, aber der Unterschied zwischen beiden Mannschaften ist nicht so groß wie vor der Saison angenommen. Wer nach Berlin will, muss auch zu einer Überraschung fähig sein. Wenn nicht jetzt, wann dann«, sagte Hecking, der sogar noch weiter in die Annalen zurückblickt.

Das bislang einzige Pokalduell der beiden Mannschaften liegt schon 75 Jahre zurück. Am 8. Dezember 1935 feierte Nürnberg den ersten Pokalsieg seiner Vereinsgeschichte. Es war die erste Austragung des deutschen Vereinspokals, der damals noch »Tschammer-Pokal« genannt wurde. Im Finale im Düsseldorfer Rheinstadion setzte sich Nürnberg gegen den damals amtierenden deutschen Meister und haushohen Favoriten 2:0 durch. An der Favoritenrolle der Gelsenkirchener hat sich auch im Jahr 2011 nicht viel geändert, auch wenn die Gegenwart auf Schalke im Moment alles andere als rosig aussieht.

Glaubt man allerdings der Statistik, könnte sich Nürnberg, das bislang zwölfmal im Halbfinale stand, die Reisekosten sparen. Der letzte Auswärtserfolg des FCN auf Schalke datiert bereits vom 18. September 1993 (2:1).

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