Auf in die Lernwerkstatt

Bildungssenator legte Konzept für inklusive Schwerpunktschulen vor

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Zahl der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist in acht Jahren von rund 18 600 auf 19 600 gestiegen. Rund 47 Prozent der Grundschulen und 40 Prozent der Sekundarschulen in Berlin bieten bereits Inklusivunterricht an. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) stellte am Dienstag das Konzept »Inklusive Schule« vor, welches das langfristige Ziel hat, Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf vermehrt im integrierten System an Grund- und Oberschulen zu unterrichten. Damit folgt Berlin der Vorgabe durch die UN-Konvention für Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen in Deutschland.

Berlin ist laut Bildungssenat bereits gegenwärtig in der integrativen Beschulung von Kindern sehr weit: Von insgesamt 19 624 Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden bereits 8332 integrativ beschult. Die größte Gruppe der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf stellen mit 74 Prozent die Schülerinnen und Schüler mit den Förderschwerpunkten »Lernen«, »Sprache« und »Emotional-soziale Entwicklung«, erläuterte Bildungssenator Zöllner. Der Anteil inklusiv beschulter Kinder mit Körper-, Sinnes- und geistigen Behinderungen sowie Autismus soll ebenfalls weiter erhöht werden. Dafür werden in jedem Bezirk mindestens eine Grundschule und eine Integrierte Sekundarschule zu inklusiven Schwerpunktschulen entwickelt.

Die Lernwerkstatt der Ulmen-Grundschule ist vollgestopft mit bebilderten Buchstabentafeln und Regalen, in denen sich Lernspiele und allerlei weiteres Unterrichtsmaterial stapeln. Auf Miniaturstühlen sitzend, erfährt die versammelte Presse Zöllners Pläne zur »Umsteuerung« der Berliner Schullandschaft: Im Schuljahr 2009/10 begannen in den Bezirken Tempelhof-Schöneberg und Marzahn-Hellersdorf Schulversuche zur Umsteuerung der sonderpädagogischen Förderung in Richtung Inklusion. Während in Tempelhof-Schöneberg nur Grundschulen beteiligt sind, erfolgt in Marzahn-Hellersdorf die Umsteuerung der sonderpädagogischen Förderung durch Verlagerung der Ressourcen aus der Erwin-Strittmatter-Schule, einem Förderzentrum »Lernen«, das innerhalb von zwei Jahren ausläuft, in sechs benachbarte Grundschulen. Die Ulmen-Grundschule ist eine davon. Seit anderthalb Jahren werden die Lehrerinnen und Lehrer von Sonderpädagogen unterstützt, die zuvor am Förderzentrum arbeiteten. Zudem findet das Feststellungsverfahren zu Schulbeginn an diesen Schulen nicht mehr statt.

»Wir dürfen in die Lernwerkstatt«, zitierte Schulleiterin Doris Hörtz zufrieden die Kinder, die in der Lernwerkstatt unterrichtet werden. Sie beurteilte die bisherige Zusammenarbeit durchweg positiv. Projektkoordinatorin Ilka Knaack ergänzte, dass an manchen Schulen die Zusammenarbeit mit den Eltern noch verbessert werden müsse.

Welche Kosten für das Land Berlin im Rahmen der Umstellung anfallen werden, ließ Zöllner am Dienstag offen. Als »verwunderlich« kritisierte die CDU-Fraktion die fehlende Schätzung durch den Bildungssenat. »Der Senat muss umgehend den Finanzierungsbedarf zur Erreichung der Barrierefreiheit für die Bezirke sowie die Mittel für das sonderpädagogisch qualifizierte Personal und den Umbau der Förderschulen zu Kompetenzzentren feststellen und einen Finanzierungsplan vorlegen«, verlangte der bildungspolitische Sprecher Sascha Steuer.

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