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Anwalt der Dichter
Hermann Kurzke zur deutschen Literatur
Hermann Kurzke: ein Anwalt der Literatur. Seine Vorlieben gelten Novalis und Thomas Mann, dem er 1999 eine Biografie widmete. Immer wieder kehrte er zu diesen Autoren zurück. Nicht zufällig wird das erste Kapitel – die 2006/2007 für »Die Welt« verfasste Sammlung »Kurzkes Kanon« enthaltend – mit einer Betrachtung über Manns Roman »Doktor Faustus« eröffnet. Thomas Mann ist für Kurzke aber auch »im Denken und Leben eine persönliche Vorbildfigur«. Inspirierend sind ebenso die Texte über Friedrich von Hardenberg alias Novalis. Unter dem Titel »Novalis und Maastricht«, 1997 erstmals erschienen, versucht Kurzke dessen Text »Die Christenheit oder Europa« vor der Folie des vereinten Europas zu lesen.
»Kurzkes Kanon«, der keine »Richtschnur», sondern »nur ein Bericht über Bücher« sein will, die ihm im Laufe seines Lebens etwas bedeutet haben, enthält neben so manchem Werk der Weltliteratur von Fjodor Dostojewski bis Christoph Martin Wieland auch Christa Wolfs »Der geteilte Himmel« und Ernst Jüngers »Der Kampf als inneres Erlebnis«.
Der Titel des Buches führt den sachkundigen Leser zunächst in eine falsche Richtung. Denn die hier angekündigte »kürzeste Geschichte der deutschen Literatur« suggeriert eine Bezugnahme auf das vieldiskutierte Buch »Die kurze Geschichte der deutschen Literatur« (2002), in welchem Heinz Schlaffer es vermochte, 250 Jahre deutscher Literatur auf gut 120 Druckseiten zu verdichten. Hermann Kurzke will aber in dem gleichnamigen Essay weder eine Historie deutscher Literatur schreiben noch den Kollegen Schlaffer an Kürze übertreffen. Vielmehr geht er der Frage nach, was das Deutsche sei an unserer Literatur. Von der Vielseitigkeit seiner Interessen zeugen ferner die Beiträge über heute weitgehend verschollene Autoren wie Georg Britting, Theodor Haecker und Reinhold Schneider. Ein Text behandelt auch einen gewissen Goethe, der, so Kurzke, ein »frommer Freigeist« war.
Hermann Kurzke: Die kürzeste Geschichte der deutschen Literatur und andere Essays. C.H. Beck. 255 S., br., 14,95 €.
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