Tod auf dem Meer
Vor 25 Jahren stürzte die US-Raumfähre »Challenger« kurz nach dem Start ab
Tausende von Schaulustigen warteten am 28. Januar 1986 im Kennedy Space Center in Florida ungeduldig auf den Start der US-Raumfähre »Challenger«. Es sollte ein Jubiläumsflug werden. Denn amerikanische Raumgleiter waren zuvor bereits 24 Mal erfolgreich ins All gestartet, seit am 12. April 1981 die »Columbia« das Space-Shuttle-Zeitalter eröffnet hatte.
Nach dem Glanz der Apollo-Mondflüge war bei der US-Raumfahrtbehörde NASA so etwas wie Routine eingekehrt. Diesmal jedoch wollte man den Amerikanern etwas Besonderes bieten: An Bord der »Challenger« befand sich die Lehrerin Christa McAuliffe, die man dafür auserkoren hatte, ihre Schüler aus dem Weltraum zu unterrichten.
Nachdem der Start der sieben Astronauten wegen technischer Pannen und schlechter Witterung sechsmal verschoben werden musste, hob die 2000 Tonnen schwere und 56 Meter hohe »Challenger« um 11.38 Uhr Ortszeit in Cape Canaveral ab. Zwar hatte es auch diesmal Bedenken gegeben, vor allem wegen der frostigen Außentemperaturen. Doch die NASA stand unter Erfolgsdruck. Außerdem wollte US-Präsident Ronald Reagan am Abend des 28. Januar im Fernsehen eine Rede »Zur Lage der Nation« halten und danach live mit den Astronauten sprechen.
Zunächst lief alles nach Plan. Unter dem Jubel der Zuschauer raste die »Challenger« mit zunehmender Geschwindigkeit in den strahlend blauen Himmel über Florida. Der Treibstoffverbrauch lag bei zehn Tonnen pro Flugsekunde. Eine dreiviertel Minute nach dem Start stellte die Bodenkontrolle zufrieden fest: »Die Triebwerke laufen normal.« Doch schon 28 Sekunden später kam es zur bis dahin größten Katastrophe in der US-Raumfahrtgeschichte. Vor den Augen einiger Familienangehöriger der Astronauten explodierte der Shuttle in einer Höhe von rund 15 Kilometern. Wie man heute annimmt, überstand die Cockpit-Sektion das Zerbrechen des Shuttles relativ unversehrt. Die Besatzung fand den Tod vermutlich erst, als das Cockpit hart auf dem Atlantik aufschlug. Das heißt: Hätte man nicht auf ein Rettungssystem mit Fallschirmen verzichtet, um die Nutzlast zu erhöhen, die Astronauten könnten unter Umständen heute noch leben.
Eine Untersuchungskommission, der auch Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman angehörte, fand rasch die Ursache des Unglücks: Durch die extreme Kälte am Startplatz waren an einer der seitlichen Feststoffraketen (Booster) die Dichtungsringe porös geworden. Während des Abhebens der »Challenger« konnten hieraus heiße Gase entweichen, welche die Verbindung des Boosters mit dem Wasserstofftank zerstörten. Anschließend prallte der Booster gegen den Tank, der seitwärts aufriss und explodierte.
Als Reaktion auf das Unglück verhängte die NASA ein Flugverbot für die Shuttle-Flotte und kündigte an, in den folgenden Monaten vor allem die Konstruktion der Booster überarbeiten zu lassen. Nachdem dies geschehen war, startete dann am 29. September 1988 die »Discovery« ins All. Von Startverschiebungen abgesehen, verliefen alle Shuttle-Flüge danach reibungslos. Bis zum 1. Februar 2003. An diesem Tag brach die Raumfähre »Columbia« beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinander. Dabei verloren erneut sieben Astronauten ihr Leben. Im April 2011, so ließ die NASA jüngst verlauten, wird das US-Shuttle-Programm eingestellt.
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