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Weltklasse zum 100. Jubiläum

Heute startet das Berliner Sechstagerennen

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Radprofis können es nicht lassen, immer wieder zieht es sie auf die schiefe Bahn: Im Velodrom steigt ab heute das 100. Berliner Sechstagerennen, zu dem die Radsporthelden Otto Ziege, Olaf Ludwig und Jens Voigt den Startschuss geben. 75 000 Zuschauer werden an den sechs Tagen erwartet. Schon der rasende Reporter Egon Erwin Kisch hatte von der elliptischen Tretmühle geschrieben: »Fahren, feiern, umfallen.«

Das Sechstagerennen ist seit dem 15. März 1909 Kulturgut in Berlin. Kaum irgendwo in der Welt wird die Mischung aus Sport, Show und Spektakel so gut gemixt wie hier. Kronprinz Wilhelm von Preußen ließ durch seinen Besuch die Proteste der Kirche verstummen. Max Schmeling, Heinz Rühmann, Theo Lingen oder Kurt Tucholsky gaben mit ihrem Besuch in den »Goldenen Zwanzigern« dem Rennen im Sportpalast Glanz, wo »Krücke« mit seinen Pfiffen die Stimmung anheizte. Die Nazis stoppten das Rennen als dekadent und jagten die Rennfahrer lieber in die Schützengräben des Zweiten Weltkrieges.

Das Sechstagerennen blieb Berliner Kulturgut – dafür sorgten Rennfahrer, Fans und sogar Politiker. Die Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Johannes Rau sonnten sich im Glanz des Rundenkarussells. Bundespräsident Christian Wulff hat die Schirmherrschaft über die 100. Pistenjagd in Berlin übernommen.

Das Fahrerfeld hat dank Sportdirektor Dieter Stein mit Unterstützung von Erik Zabel eine Weltklassebesetzung gefunden. Obwohl die australischen Madison-Weltmeister Cameron Meyer und Leigh Howard bei der Tour Down Under im Einsatz waren, flogen sie unmittelbar nach dem Schlussspurt nach Deutschland. Meyer kommt gar als Sieger von Down Under.

Die schärfsten Konkurrenten dürften die Ex-Weltmeister Michael Mörköv und Alex Rasmussen aus Dänemark sein. Außer man fragt Doppel-Olympiasieger Robert Bartko: »Ich freue mich, dass ich wieder mit Roger Kluge fahren kann. Wir wollen als Lokalmatadore das Jubiläum gewinnen.« Auch Partner Kluge rollt mit Selbstvertrauen ins Velodrom. Beim Weltcup in Peking fuhr der Cottbuser am Sonntag auf Rang drei.

Weitere Favoriten gefällig? Danilo Hondo, der mit dem Schweizer Franco Marvulli fährt, ist nach eigenen Angaben in Topform: Der Ex-Weltmeister von 1994 mit dem Bahnvierer hat sich speziell auf das Hundertste vorbereitet: »Ich will in Berlin groß mitmischen, denn ich habe dort einige Fans.«

Mit dabei sind auch siegeshungrige Russen. Sie haben gerade in Peking den Weltcup im Vierer gewonnen und kommen mit ihrem neuen Trainer Heiko Salzwedel. Der Cottbuser brachte schon Dutzende Rennfahrer ins Rollen. Nach denen aus der DDR waren das Australier (Olympiagold 1992), Engländer (2004, 2008) und zuletzt die Dänen (Weltmeister 2009 und Olympiasilber 2008). »Mit Alexej Markow kann ich in London Gold holen«, deutet Salzwedel an, was die Berliner Fans erwartet. Makarows Partner Iwan Kowaljow ist sogar sicher: »Mit Herrn Salzwedel holen wir in London Gold.« Fragt sich nur, warum der Lausitzer nicht den deutschen Bahnverfolger in die Spur helfen darf.

»Zabel/ Beyer klingt ein bisschen wie Howard/Meyer«, heißt es im Sechstage-Programm. Rick Zabel und Maximilian Beyer finden das zwar übertrieben. »Aber gewinnen wollen wir schon«, gibt Rick, der Sohn Erik Zabels, zu und Maximilian schwört: »Ich habe in meiner Altersklasse den besten Antritt in Deutschland. Vielleicht hilft das.« Das Duo startet in der Klasse U19.

Im Feld der U23 findet sich mit Nico Heßlich ebenfalls ein bekannter Name. Vater Lutz, zweimaliger Olympiasieger, keucht am Sonntagabend beim Treffen der Oldies gegen Ex-Weltmeister Emanuel Raasch los. Ihre weltmeisterlichen Sprintnachfolger Maximilian Levy, Stefan Nimke und Robert Förstemann sind ebenfalls am Start des Jubiläumsrennens.

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