Kriminaltheater

Gute alte »Mausefalle«

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

Nahe dem 35. Todestag von Agatha Christie am 12. Januar zeigte das Berliner Kriminaltheater »Die Mausefalle« zum bereits 975. Mal. Seit 2001 sahen über 130 000 Besucher die Inszenierung von Wolfgang Rumpf in der Ausstattung von Manfred Bitterlich. Dreifach, teilweise sogar vierfach sind die acht Rollen besetzt, denn das Ensemble ist damit auch erfolgreich auf Tournee. In diesem Monat brachte es »Die Mausefalle« in die Rattenfänger-Stadt Hameln. Niemand, schon gar nicht die Autorin, erahnte, dass das Werk einmal das erfolgreichste der Welt werden würde. Agatha Christie sagte ihrem »netten, kleinen Stück«, wie sie es nannte, 1952 eine Aufführungsdauer von höchstens acht Monaten voraus.

Das dürfte der Irrtum ihres Lebens gewesen sein. Die Uraufführung der »Mausefalle« in Nottingham war von der Öffentlichkeit ziemlich gleichmütig hingenommen worden. Kurz danach gab es eine Neuinszenierung in London, bei der man zugunsten der Spannung auf Lacher verzichtete und dafür Erfolg erntete. Drei Monate lang war »The Mousetrap« danach ausverkauft. Seither wird das Stück dort täglich gespielt. 21 Jahre im Ambassador Theatre, danach bis heute im St. Martins Theatre. Schöne Geschichten ranken sich um das »Leben« des Stücks. Dazu gehört bis heute, dass niemand, der es sah, das Geheimnis um den Mörder preisgeben soll, wenn er das Theater verlassen hat. Und von Winston Churchill, für dessen Besuch man auf der Bühne extra eine Bar eingerichtet hatte, heißt es, er soll den ein Kinderlied über Mäuse pfeifenden Mörder schon bis zur Pause entlarvt haben. Die schönste Episode scheint jedoch zu sein, dass der alte Meister William Shakespeare nicht unwesentlich beteiligt ist. Nachdem Agatha Christie nämlich ihr Hörspiel »Tree Blind Mice« zum Theaterstück umgearbeitet hatte, musste sie sich sagen lassen, dass es ein Stück dieses Namens bereits gäbe. Der zweite Ehemann ihrer Tochter Rosalind soll ihr mit der rettenden Idee zur Hilfe gekommen sein. Er las gerade »Hamlet«, wo im dritten Aufzug der König fragt, welches Stück gespielt werde. Hamlet antwortet. »Die Mausefalle.« Eine Mordsgeschichte sei das.

Das inzwischen 59-jährige Theaterstück ließ auch bei der 975. Aufführung der Berliner Kriminaltheater-Inszenierung kein Staubkorn sehen. Überdies sorgten dem Stück eigene Passagen über Unbilden des Winters für Heiterkeit. Es faszinierte die Zuschauer aufs Neue gut besetzt mit Maria Jany, André Zimmermann, Thomas Winggrich, Katharina Lucka, Christian A. Hoelzke, Werner Ziebig und Andreas Dilschneider. Einen besonders starken Abend hatte Anette Felber als die sich eiskalt gebende Mrs. Boyle. Blutrünstig ist das Stück nicht in seiner trotz der Taten braven englischen alten Art. So gibt es nichts dagegen zu sagen, Jugendliche einzubeziehen, die Spannendes lieben und sich für die Geheimnisse der Bühne interessieren. Eine theaterpraktische Werkstatt für Schüler bietet das Kriminaltheater dazu an, in denen zwei Theaterpädagogen in spielerischen Übungen und Improvisationen mit der Arbeit des Theaters vertraut machen (am 14.2., 16 Uhr).

28.1., 20 Uhr, 6.2. u. 14.2., 18 Uhr, 24. u. 25.2., 20 Uhr, Berliner Kriminaltheater, Palisadenstr. 48, Friedrichshain, Karten und Anm. für die Theaterwerkstatt:: 47 99 74 88, weitere Infos unter: www.kriminaltheater.de

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