Das Weite Theater
Da friert das Mäusebein
Was ist denn im Koffer? Die Kinder haben verfolgt, wie Susanne Olbrich sich mit warmer Kleidung gegen Kälte schützt. Sogar Schnee hat sie aus ihrer weißen Tasche gezaubert und lässt es schneien. Aber das Koffergeheimnis ist eben noch nicht gelüftet. Hier schläft, gibt die Puppenspielkünstlerin Auskunft, der kleine Jakob. Aber gut, man kann ja mal leise nachsehen. Da wird der kleine Mäuserich plötzlich putzmunter und entdeckt, was er gar nicht kannte – frierende Beine im Winter und den fröhlichen Fasching gleich mit. Der wird schließlich in der kalten Jahreszeit gefeiert.
Das ist die Geschichte in »Schneeschön und bitterkalt«, die TheaterFusion für Zuschauer von zwei bis sechs Jahren erzählt. Sie ist der erste Teil eines Jahreszeitenquartetts für sehr junge Theaterbesucher. Die Wahl für das Mäusekind ist gut. Kinder identifizieren sich gern damit. Susanne Olbrich entwickelte die Idee und spielt das Stück. Regie führt Silke Geyer. Gemeinsam sorgten sie für die Ausstattung.
In 25 Minuten muss alles erzählt sein für solch junges Publikum, das man nicht lange auf den Plätzen halten kann. Doch die Puppenspielerin vermag es, so viel Ruhe auszustrahlen, dass die Kinder schnell Lust bekommen, dem Spiel zu folgen. Sechsjährigen ist das Stück dann wieder fast zu kurz. Sie würden schon länger durchhalten und kennen natürlich auch die Kinderlieder über Schneeflocken und Schneemänner. Wohl schon aus Notwehr hat die Puppenspielerin das Lied »Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder...« abgewandelt, um nicht diskutieren zu müssen. Sie lässt darin den Herbst das Laub bringen. Dass er derjenige ist, der die Trauben bringt, nehmen ihr wohl in Globalisierungszeiten schon die Kleinsten nicht mehr ab. Trauben gibt’s doch fast immer.
Einzelne Elemente tauchen im Spiel mehrfach auf, damit die Kinder sich an sie erinnern und sie sich einprägen können. Das wird für sie noch richtig spannend, wenn Jakob die anderen Jahreszeiten entdecken wird. Wie wird der jetzt so kahle Baum dann aussehen? Wie wird sich der jetzt so kalte Boden dann anfühlen?
Es wäre schön, wenn Eltern mit ihren Kindern Jakob auf seinem Weg durch das Jahr folgen. Das Interesse lässt darauf hindeuten. Die Aufführungen in der Weißenseer Brotfabrik waren sehr gut besucht. Nächste Winterstation für TheaterFusion ist als Gastspielort Das Weite Theater in Lichtenberg. Die Frühlingserlebnisse werden im April in der Schaubude in Prenzlauer Berg erstmals zu sehen sein.
Für Kinder ab drei Jahren entwickelte TheaterFusion auch schon das schöne Stück »Fuchs« über Freundschaft und Einsamkeit. Für Mutige und Ängstliche ist »Die Muschellauscherin« erarbeitet worden, für immer selbstständiger werdende Kinder auch ab sechs Jahren »Glitta der Engel«. »Odin« wiederum wurde für Jugendliche und Erwachsene erdacht. Und als Familien- und Abendprogramm von TheaterFusion wird das Sommerspektakel mit Mutterwitz »Das Pferde – ei« zu gegebener Zeit wieder für Vergnügen sorgen.
Anderen durch Bewegung glaubhaft zu machen, »dass ein lebloses Ding empfindet und denkt«, das ist für Susanne Olbrich Puppenspiel. Die diplomierte Künstlerin gibt gern etwas von ihrem Wissen um diese Dinge an Künstlerkollegen anderer Genres und Pädagogen in Kursen weiter.
»Schneeschön und bitterkalt« am 30.1., 16 Uhr, am 1. und 2.2., 10 Uhr, Das Weite Theater, Parkaue 23, Lichtenberg, Tel.: 991 79 27
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.