Stolze Niederlage
HC Leipzig verliert in der Champions League der Handballerinnen gegen Favoriten Larvik
Irgendwie stimmte hier etwas nicht: Die Zuschauer applaudierten stehend, die Spielerinnen »hatten viel Spaß« mit dem Gegner, und der Trainer sagte: »Wir haben lange nicht mehr so gut Handball gespielt wie heute.« Der neutrale Beobachter des Champions-League-Hauptrundenauftakts zwischen den Handballerinnen des HC Leipzig und Larvik HK hätte meinen können, der HCL hätte gewonnen, doch auf der Anzeigetafel der Arena in Leipzig stand es 24:26 für die Norwegerinnen.
»Na klar sind wir noch ein wenig enttäuscht, aber je länger das Spiel vorbei ist, desto mehr merken wir, dass wir eine wirklich tolle Leistung gezeigt haben«, sagte eben jener HCL-Trainer Heine Jensen. Da war das Spiel gerade mal 15 Minuten vorbei. Es ist offensichtlich, dass die Hauptrunde der letzten acht Mannschaften in Leipzig als Bonus für gute Vorleistungen angesehen wird. Die Akteure rechnen nicht mit einem Weiterkommen, ein paar Punkte würden sie aber gern mitnehmen. »Man muss bedenken, dass unsere Gruppengegner einen doppelten oder dreifachen Etat im Vergleich zu uns haben«, so Jensen. »Wir wollen sie ein bisschen ärgern, und Larvik haben wir sehr lange ärgern können.«
Dass Etat-Argument hört man in der Bundesliga meist von Leipzigs Gegnerinnen, doch auch da ist der HCL nicht mehr so dominant wie in den Vorjahren mit drei Meistertiteln in den fünf vergangenen Spielzeiten. Nur eine Woche vor dem Larvik-Spiel ging der HCL beim neuen Branchenprimus Thüringer HC mit 26:35 unter und ist derzeit nur Dritter.
Trotzdem schien ein weiterer übermächtiger Gegner – Larvik gilt als Favorit auf den Titel der Champions League – gerade recht zu kommen. »Schade, dass wir nicht wenigstens einen Punkt geholt haben, aber es macht super Spaß gegen eine solche Mannschaft zu spielen«, erklärte Kreisspielerin Anne Müller. »Es ist gut für unser Selbstbewusstsein, denn wir haben gezeigt, dass wir kämpfen und in der Abwehr wieder gut stehen.«
Nur eine Gegnerin bekamen Müller und Co. einfach nicht in den Griff. Mit sieben Toren war Kresiläuferin Heidi Løke nicht nur eine der erfolgreichsten Norwegerinnen. Traf sie mal nicht, war sie nur auf Kosten von Siebenmetern und Strafzeiten zu bremsen. Von den Strafwürfen konnte Katja Schülke unglaubliche fünf von acht halten und damit den HCL bis kurz vor Schluss im Spiel halten.
»Løke ist derzeit die beste Kreisläuferin der Welt. Da muss man mit drei, vier Leuten an ihr dran sein. Und immer wenn man denkt: ‚Jetzt hast du den Ball’, kommt er doch irgendwie wieder zu ihr. Ich weiß nicht, ob das magnetisch ist, aber es ist sehr schwer, ihre Körpermasse und Explosivität zu halten«, meinte Abwehrspezialistin Luisa Schulze. Løke indes: »Das war kein gutes Spiel von uns. Leipzig hat toll dagegen gehalten. Katja Schülke war überragend.« .
So blieb es schließlich dabei, dass sich im Spiel die Favoriten aus Norwegen ärgerten, danach aber nur noch die Außenseiter – trotz allen Stolzes über die eigene Leistung. .
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